Doch Gidion Ed‑Shabby hatte an diesem Tage unglaubliches Glück. Denn nicht nur, dass sein Kopf auf dem Halse blieb: Nein, der merkwürdige Gott, der da so plötzlich in sein Turmgelass gekracht war, nahm sein Opfer freudig an. Genüsslich verschlang er einen ganzen Sack von des Magiers Getreidereserven, die er sich für schlechte Zeiten zurückgelegt hatte.
Gewiss, das Schlachtross litt noch an heftigen Kopfschmerzen. Denn die Helme jener Tage waren sehr schlecht gepolstert. Aber zum Zeichen der Gnade, ließ es ein paar goldene Äpfel fallen, die der Magier als Botschaft der Götter, sogleich zum Kalifen trug. Das Pferd erholte sich derweil in des Zaubermannes Kammer von seiner Gehirnerschütterung.
Götz von Eberwurz hingegen, ging es schon wieder ganz gut. Nur dass er nicht mehr so recht wusste, wer er eigentlich war. Doch das war auch besser so. Denn nicht jeder Sterbliche verkraftete es so einfach, von einem Drachen zu Asche verbrannt zu werden; ...in einer Windhose durchs Universum zu wehen, ...und durch den unglaublichen Zufall, dass der Magier eines fremden Sterns, zufällig, kurz vor seiner Hinrichtung eine klebrige Paste mit einem Popel darin verschüttet, ...der die auf dem Wege verlorengegangenen Staubkörnchen zufällig in idealem Maße ergänzte, um dann wieder zu einem 99,99879% identischen Ganzen zusammengefügt zu werden.
Das konnte nur so ideal passieren, weil der unglückliche Scharfrichter den Wirbelsturm genau in der richtigen „Drallsekunde“, in perfektem Winkelmaß des Türblatts, in die etwas zu klebrige Zeitreisepaste lenkte.
Und diese Zufallskette hätte 100%tig stimmen können, wäre nicht zufällig im selben Augenblick eine Fliege in die magische Paste gestürzt, deren Gesumme nun unablässig in des Ritters Schädel brummte. Doch ansonsten können wir sie fast völlig vernachlässigen...
Für die durchschnittliche Baumschulbildung eines Ritters aber, waren das ein paar wissenschaftliche Fakten zu viel. So rollte er sich vor dem Lager des Schlachtrosses zusammen, bellte noch ein paarmal, ...und hielt sich künftig für einen mitteldeutschen Schäferhund, ...und das große Pferd für seinen Herren.
Aber was soll’s? Auch das Schlachtross hatte während der zahlreichen Feldzüge im Heiligen Land manch spannende Geschichte aufgeschnappt. Und in einsamen Stunden hatte ihm der tapfere Ritter Götz von Eberwurz manch ein rührendes Märchen erzählt.
So war das große Pferd also ausreichend gewappnet, um die neue Rolle des großen Allwissenden zu übernehmen, die man ihm in diesem Augenblick gerade zuwies.
*
...„Erhebt euch, Kalif, ihr beschämt mich“, ...forderte der vierbeinige Gott, während er gutwillig mit dem Huf wedelte.
„Und fürchtet nicht das Knurren meines großen, blutgierigen „Hundes“. Ich habe über das Drachenproblem nachgedacht. Und ihr habt Glück. Denn zufällig ist die „Bestie“ an meiner Seite auf besonders große Drachen spezialisiert. Das Flehen eurer Priester wurde also erhört. Doch dankt auch eurem Magier. Denn nur er konnte mich durch seine ausgezeichnete Gastfreundschaft dazu bewegen, für eine Weile unter euch zu verweilen.“
„Bevor mein Hund sich aber auf die bösen Drachen stürzt, ...und glaubt es mir, für gewöhnlich fordert er weit Größere heraus, ...will ich euch zur Erheiterung eine kleine Geschichte erzählen. Ich habe sie einst im fernen Märchenwald, in einer euch völlig fremden Welt gehört.“
„Vernehmt nun also das Märchen von „Zapunzel“, ...und vergesst eure Furcht“...
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