Feuchter Untergrund

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Feuchter Untergrund

Feuchter Untergrund

Sven Solge

“ Ich trug ihre Tasche zum Auto und ließ Ines zuerst einsteigen. Sie folgte mir mit den Augen, die ich so liebte, als ich um meinen Transporter herum ging.
Sie lächelte so unglaublich süß, als ich den Motor startete: „Wohin?“, fragte ich.
„Zu mir!“, sagte sie leise.
„Und wo ist das?“
Sie nannte mir die Adresse und weil ich wusste, wo ihre Eltern wohnten, fragte ich nach: „Wohnst du nicht mehr bei deinen Eltern?“
„Nein, mein Vater hat mir zum Geburtstag eine Wohnung geschenkt! Ist noch etwas spartanisch eingerichtet, aber mein eigenes Reich!“
„Hat deine Mutter dich gehen lassen? Mütter wollen doch so lange wie möglich ihre Flügel über die Töchter ausbreiten!“
Ines schien etwas niedergeschlagen zu sein, weil sie nicht gleich antwortete.
„Meine Mutter lebt nicht mehr, sie ist bei der Geburt meines jüngsten Bruders gestorben!“, sagte sie dann und sackte förmlich auf ihrem Sitz etwas zusammen.
Ich legte meine Hand auf ihre, die sie auf ihrem Oberschenkel lose liegen hatte und drückte sie: „Das tut mir leid, ich wusste das nicht!“
Auf einmal war unsere fröhliche Stimmung wie weggeblasen. Ich hatte mich schon gewundert, weil nie ein Besuch von ihrer Mutter von mir bemerkt worden war. Keine kleine Aufmerksamkeit, wozu nur Mütter in der Lage waren.
Ich hielt vor dem Haus, deren Adresse sie mir genannt hatte. Wir stiegen aus und ich blieb etwas unschlüssig stehen, nachdem ich ihre Tasche vom Rücksitz geholt hatte.
„Kommst du bitte noch mit rauf, ich möchte jetzt nicht allein sein?“
Ich nickte, ohne etwas zu sagen, meine Kehle war wie zugeschnürt.
In der Wohnung nahm sie mir die Tasche ab und führte mich ins Wohnzimmer. Es war noch etwas einfach eingerichtet, aber schon ganz gemütlich.
„Setzt dich, ich ziehe mir nur eben was anderes an, fühle mich in diesen Klamotten nicht wohl!“
Ohne meine Antwort abzuwarten, verschwand sie im Nebenzimmer, anscheinend ihr Schlafzimmer, vermutete ich.

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