Sie vermutete, dass sie und Kathi nach der Schule Müll einsammeln sollten, der auf dem Pausenhof reichlich vorhanden war. Kathi dachte wiederum an eine andere peinliche Strafe, Es kam vor, dass die Direktorin Schülerinnen sanktionierte, indem sie nach Schulschluss Strafrunden auf der Tartanbahn drehen mussten. Dies war besonders unangenehm, wenn die anderen Schülerinnen gerade ihren Heimweg antraten. Es konnte natürlich auch sein, dass es nur zu Nachsitzen kam plus einer Benachrichtigung an die Eltern. Diese Alternativen gefielen weder Kathi noch Filis, die sich nicht unbedingt dem Spott ihrer Mitschülerinnen aussetzen wollten. Was das Nachsitzen anging, hatten beide Mädchen wenig Lust, die knappe Freizeit in einem Klassenzimmer zu verschwenden. Frau Palmer ahnte, an was Filis und Kathi dachten. Sie sah zu Herrn Freytag, der unsicher wirkte. Die Direktorin beendete die nervige Stille, indem sie ihren Entschluss in Worte kleidete. „Euer Verhalten erinnert mich an kleine Mädchen, die sich gegenseitig an den Zöpfen ziehen und nicht an volljährige Schülerinnen, die bald ihr Abitur ablegen. In früheren Zeiten hätte es für solche Verfehlungen eine klare Strafe gegeben, die nicht verhandelbar war. Der Gesetzgeber untersagt jedoch seit einigen Jahren den Gebrauch des Rohrstocks, den ihr vielleicht sogar verdient hättet. Wobei mir persönlich, wenn ich euch so anschaue, diese Strafe viel zu formell erscheint. Was euch beiden guttut, ist eine Strafe, die eurem reichlich vorhandenen Stolz einen spürbaren Dämpfer verpasst. Um es kurz zu machen: ihr benehmt euch wie kleine Mädchen und ich bin der Ansicht, dass ich euch dementsprechend behandeln sollte.“ Filis und Kathi wirkten irritiert aber auch durchaus nervös. Die Mädchen konnten kaum ruhig sitzen, während Herr Freytag sich fragte, was die Direktorin im Sinn hatte.
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