Mit neuem Schwung setzte er seine Wanderung durch die Finsternis fort, ziellos, planlos, zeitlos, nur bemüht, sich in dem Labyrinth dieser Geisterstadt nicht zu verlaufen. Sein anfänglicher Wunsch nach etwas Unterhaltung und Zerstreuung war angesichts der Ödnis rasch verflogen. Die Gesundheitsmassage war wohl der Höhepunkt des Abends gewesen. Es gab hier einfach nichts und so beschloss er, zurück in sein Hotel zu gehen und dort noch ein Bier zu trinken, falls es eins gäbe. Doch dann hörte er auf einmal dieses Toc-Toc hinter sich. Er ging weiter, hörte es immer noch, regelmäßig, langsam. Schließlich sah er im Schein einer der Straßenlampen den Verursacher, einen älteren Mann mit Stock, der seltsamerweise eine Sonnenbrille aufgesetzt hatte. War er blind? Der Mann folgte ihm ganz offensichtlich, er verfolgte ihn, selbst als er wieder in eine der trostlosen Nebenstraßen abbog. Wie konnte der Verfolger wissen, wohin er ging, wenn er blind war? Und was wollte er von ihm? Vermutlich Geld. Vielleicht war es ein sehr hartnäckiger Bettler oder ein dubioser Händler, der ihm noch um diese Uhrzeit etwas verkaufen wollte. Oder einer der zahlreichen Männer, die darauf aus waren, irgendeine Dienstleistung anzubieten, irgendein obskures Geschäft zu vermitteln. Einer, der die Sehnsüchte der Männer kannte und ihn zu einem jungen Mädchen abschleppen wollte. Das penetrante Toc-Toc war ihm genauso unangenehm, wie der Mann selbst, doch noch unangenehmer wäre es gewesen, stehen zu bleiben, den Mann anzusprechen und ihn nach seinem Begehr zu fragen. Vermutlich hätte die Verständigung sowieso nicht geklappt. Angst hatte er keine, allerdings war ihm die Situation doch etwas unheimlich und er musste aufpassen, dass er den Weg zurück zum Hotel wieder fand und dabei ständig damit rechnen, in eine der zahlreichen Straßenfallen tappte. Nach einer Weile wurde das Toc-Toc schwächer, der Verfolger hatte anscheinend aufgegeben und war verschwunden.
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