Er gab der verunsicherten Sekretärin keine Antwort, bis es Greta von alleine auffiel. Auf dem letzten Brief fand sich die Adresse des vorletzten. Greta hatte in der Hektik mindestens fünf weitere Briefe mit derselben Empfängeradresse versehen. Sie errötete: „Ich kann das in kürzester Zeit korrigieren. Es tut mir wirklich leid, dass mir dieser Lapsus passiert ist!“
Gottfried machte eine wegwerfende Handbewegung. „Es ist immer dasselbe mit diesen Rotzgören!“, murmelte er vor sich hin. Greta hatte seine böse Bemerkung sehr wohl gehört. Sie nahm die Briefe an sich, um sie sogleich in die richtig adressierten Umschläge zu stecken. Gottfried saß wieder an seinem Schreibtisch, wo er die Börsenkurse studierte. Nach einer Weile kehrte Greta zurück, um ihm die korrekten Briefe zu bringen. Er sah nur kurz auf, um Greta dann mit einem knappen Satz abzufertigen. „Dann machen sie sich wieder an die Arbeit!“ Greta ging in die Teeküche. Sie wusste ja, dass Herr Werner um diese Zeit seinen Kaffee samt Biskuit genießen wollte. Als das Kaffeewasser durchlief, fiel es ihr siedendheiß ein. Nun wusste die junge Frau, weshalb ihr Chef so enttäuscht war.
Greta öffnete lächelnd die Tür, wobei sie das Tablett balancierte. Gottfried roch den Kaffeeduft. <Greta macht wirklich vorzüglichen Kaffee>, gab er vor sich selbst zu. Seine Wut war dennoch nicht verraucht. Diese Flapper-Mädchen hatten auch nur eine große Klappe, aber wenn es galt, machte auch dieses Bestimmte einen Rückzieher. Nachdem ihm Greta seine Tasse gefüllt und gereicht hatte, stellte sie das Tablett auf die Schreibtischplatte. Als Gottfried ein Stück Zucker nahm, fielen ihm zwei Gegenstände auf, die nicht auf das Tablett gehörten. Greta lächelte unschuldig, als er das Lineal und die Haarbürste erblickte. „Entschuldigen sie, Chef, aber ich musste improvisieren…“ Nun war es Gottfried, der etwas rot im Gesicht wurde.
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