Florence

Parallele Dimensionen - Teil 3

24 17-27 Minuten 0 Kommentare
Florence

Florence

Emil Lorenz

Der Raum schien gleich dem meinen zu sein, nur seitenverkehrt. Würde Sinn machen, ich befand mich ja auch auf der anderen Seite. Dann vermutete ich das Bad auf der rechten Seite. Ich hielt mich etwas nach links und konnte jetzt auch ein Bett erkennen, das dort, umrahmt von einer eleganten Wohneinrichtung, allerdings scheinbar aus dem späten 18. Jahrhundert, britischen Ursprungs, prangte. Es war alles bis ins kleinste Detail aufgebaut worden. Kleine Bildchen, allerlei Nippes und Dekozeug, wie es eben in dieser Zeit so üblich gewesen war. Deckchen, Teller stehend und gestapelt in fensterbestückten Vitrinen. Das allerdings interessierte mich eigentlich gar nicht. Hier war eine weitere Illusion aufgebaut worden. Mein Blick ging hinüber zu dem Bett, denn dort lag ohne Zweifel ein Mensch. Bis über den Kopf zugedeckt, aber den Konturen nach zweifellos ein Mensch. Es gäbe sicherlich einige Dinge über mich zu erzählen, aber die Worte Krieger und Heldenmut gehörten eher weniger dazu. Gewalt war in meinem Vokabular sehr weit hinten angesiedelt. Soweit konnte ich aber sehr wohl eins und eins zusammenzählen, dass dieser Gestank und der zugedeckte Mensch schon etwas miteinander zu tun haben könnten. Trotz meiner Bedenken und zugegebenermaßen Ängste trieb mich die Neugier an die verdächtige Bettstatt, um Klarheit zu bekommen. Ich hob ganz vorsichtig das Laken an und blickte bis ins Mark erschüttert in die gebrochenen Augen eines dunkelhäutigen jungen Mannes. Es verschlug mir jetzt vollends den Atem und ich musste mich regelrecht dazu zwingen, das Laken einige Sekunden oben zu halten. Verletzungen konnte ich im ersten Moment nicht erkennen, aber ich schätzte, dass er schon längere Zeit hier liegen mochte. Ich schloss diesen Umstand aus der pergamentartigen, verschrumpelten Haut seines Gesichtes und der Tatsache, dass sowohl das Tuch, welches über ihn gelegt worden war, als auch das Laken, auf dem er lag, eingetrocknete Ränder einer Flüssigkeit aufwiesen, von der ich nicht wirklich wissen wollte, was es gewesen war. Andere Verletzungen fand ich auf den ersten Blick keine und ließ das Tuch angeekelt wieder über den Körper zurücksinken. Nach Luft schnappend und einem flauen Gefühl im Bauch tappte ich zurück zum Eingang und verließ das Gemach. Wieder auf dem großen Gang, wandte ich mich einem Gefühl folgend nach links, von meiner Zellentür aus, also nach rechts. Die Untersuchungen der nächsten vier Räume ergaben nur, dass jeder Raum in einem anderen Stil gehalten war, aber ansonsten menschenleer war. Auch bei den nächsten Räumen war es nicht anders. Der eine hatte die Atmosphäre eines orientalischen Basars, der andere sah aus wie eine mittelalterliche Spelunke. Der nächste war wie ein Burgverlies gestaltet.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 4019

Weitere Geschichten aus dem Zyklus:

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben