Ich hatte tief und fest geschlafen. Ein erholsamer Schlaf. Ohne den Kopf zu bewegen, nahm ich die Umgebung wahr, sah, dass das Tablett ausgetauscht wurde. Die Zusammenstellung der Getränke und Speisen sah verdammt nach Abendessen international aus. Die Scheinwerfer waren wieder in ihrem Dämmerstatus. Es herrschte absolute Ruhe. Den blauen Mantel zurecht zupfend, setzte ich mich auf die Bettkante und zog mir den Hocker samt Tablett herüber. Das Essen hätte ich nicht schlechter hinbekommen, es schmeckte künstlich, ich verzehrte es trotzdem. Möglicherweise hatte ich den ganzen Tag verschlafen. Während ich kauend und gedankenverloren in die Dunkelheit starrte, setzte sich Stück für Stück so etwas wie ein Plan in meinem Kopf zusammen. Zuerst würde ich meine neuesten Kenntnisse im Hinblick auf Türenöffnen nutzen, um meinen Wissensstand auf ein neues Level zu heben. Dann brauchte ich Informationen. Das bedeutete, jemanden zu finden, der Informationen hatte. Im Grunde war ich mit der ganzen Situation vollkommen überfordert, aber ich sah wirklich keine alternativen Optionen. Nachdem ich den Saft in einem Zug ausgetrunken hatte, stand ich auf, schloss die Knöpfe dieses wirklich absolut lächerlichen Kleidungsstückes und schlich barfuß vorsichtig Richtung Tür. Die kleine Vertiefung wiederzufinden, war kein Problem. Ich atmete noch einmal tief ein und trat mit einem elenden Gefühl im Bauch aus meinem Kerker. Auf alles Mögliche gefasst, schob ich zuerst meinen Kopf durch den Türspalt, sah mich nach allen Seiten um und stellte zu meiner unendlichen Erleichterung fest, dass es außer einer watteartigen Stille nichts zu hören oder zu sehen gab.
Der Flur, in dem ich mich befand, war als riesig zu bezeichnen und sehr spärlich beleuchtet. Nach links und rechts sah ich eine schier endlose Reihe von diffusen Leuchten, unter denen jeweils alle 20 bis 30 Meter eine Tür zu sein schien. Zur gegenüberliegenden Seite des Ganges waren es so an die sechs Meter und zur Decke waren es bestimmt dreieinhalb, wenn nicht sogar vier Meter. Die Wände waren pastellgrün und sehr glatt. Ich strich mit meiner Handfläche darüber und dachte, über einen Spiegel zu streichen. Und die Wände waren warm. Egal, wo ich hinlangte, spürte ich eine wohlige Wärme. Das dünne Mäntelchen reichte wider Erwarten vollkommen aus. Ich drehte mich um und sah mir meine Zellentür von außen etwas genauer an. Auch hier war die Wandoberfläche spiegelglatt. Man sah zwar von außen deutlicher, dass es sich um eine Tür handelte, aber auch hier gab es keinen Griff oder Öffner. Mich vorsichtig umblickend, ging ich an die gegenüberliegende Wand und untersuchte dort den schmalen Rahmen, der ebenfalls eine Tür sein musste.
Florence
Parallele Dimensionen - Teil 3
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Florence
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