Im frühen Abendrot erreichte der Flugteppich endlich den Rand des riesigen Waldes. Prinzessin Timea war hungrig und durstig. Und irgendwie hatte sie das ungewöhnliche Flugerlebnis auch ziemlich scharf gemacht. Also gab sie Befehl zur Landung.
Nachdem Knorz den Teppich also geparkt hatte, entzündete er ein gemütlich knisterndes Lagerfeuer. Wie von Zauberhand, purzelten einige Augenblicke später ein Tischlein-Deck-Dich sowie zwei bequeme Stühle aus seinem Zylinder. Der Gnom selbst, ließ sich direkt zwischen den köstlichen Speisen auf der Tischplatte nieder. Er brauchte nicht viel, naschte aber hier und da von den Krümeln, bis sich sein Bauch zu einer kleinen Kugel rundete, die er ungeniert aus seiner roten Koboldweste hervor stoßen ließ.
Timea und ihr Schmied taten sich an kaltem Braten, frischem Brot und schwerem, roten Wein gütlich. Als die erwünschte Sättigung eingetreten war, naschten sie jedoch noch von allerlei Köstlichkeiten, die der Tisch ganz nach ihren persönlichen Wünschen, augenblicklich vor ihren Augen entstehen ließ. Einfach, weil sie es konnten und der Effekt zu verlockend war…
Schon lange hatten die beiden nicht mehr so gut gegessen. Der Schmied hatte sogar schon vergessen, dass es so etwas wie eine freie Essensauswahl überhaupt gab. Darum vergeben wir ihm auch diese kleine, sündige Dekadenz.
Als der Schmied noch ein unbefangener Jüngling war, ...und auf der Walz durch den grünen, tiefen Wald streifte, war er von Lothar Langfinger, dem zweit-berühmtesten Räuberhauptmann jener Zeit, gekidnappt worden. Denn der brauchte dringend einen neuen Schmied. Nach dem plötzlichen, aber nicht unerwarteten Arbeitsunfall des Vaters (er endete mit bedauerlicher Todesfolge), hatte Leon den Betrieb samt allem angehäuften Diebesgut übernommen.
Seit früher Jugend also, war unser Schmiedegeselle schon Gefangener der Räuberbande. Auch wenn Räuber gern gut und ausgiebig tafelten, für ihr Gesinde blieben meist nur kärgliche Reste übrig.
Flötenspiel
TIMEA – Die Abenteuer einer geraubten Prinzessin - 11. Teil
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