Flucht ins Ungewisse

Nach dem großen Sterben – Teil 4

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Flucht ins Ungewisse

Flucht ins Ungewisse

Reinhard Baer

Von meinem Aufenthalt im Bundesgefängnis ADX Florence in Colorado musste ich ja nicht unbedingt erzählen. Sie brachte die Sprache auch noch mehrmals auf Cerespoly, erzählte von guten Menschen, von Müttern, denen ihre Kinder gestohlen würden, jedenfalls die Jungen, von ein paar Freundinnen, die doch alle dieses Los nicht verdient hätten. Fragte mich, ob man da nichts tun könnte. Ich versuchte dieses Thema so gut es ging zu umschiffen. Überleben in dieser Welt war schon anstrengend genug, sollte ich mir jetzt noch die Probleme anderer zu Eigen machen? Ich lehnte nicht ab, war aber zu dem Thema sehr wortkarg, machte keinerlei Versprechungen. Und sie insistierte dann auch nicht weiter. Fing nur immer wieder davon an.

Wovon sie nicht sprach, war über ihre eigene Rolle, die eines ‚Guards‘ in Cerespoly….

Wenn wir etwa eine Woche nach unserer Flucht nicht am Lagerfeuer für das Mittagsmahl von ‚Donalds‘ überrascht worden wären, hätten wir ansonsten fast vergessen in welcher Zeit wir leben. Plötzlich standen sie vor uns, drei ‚Donalds‘. Wir hatten sie merkwürdigerweise nicht durchs Unterholz brechen hören, waren vielleicht zu sehr mit uns selbst beschäftigt. Den Colt nahm ich eigentlich nur im Notfall, da der Lärm ja stets weitere von den lieblichen Gesellen anlockte, aber das waren drei auf einmal! Während ich aufsprang und den Colt zog, den Hahn spannte, sah ich gerade noch rechtzeitig, dass Jill im Aufspringen ihr Messer zog. So steckte ich das Schießeisen zurück und nahm auch das Messer. Währenddessen hatte Jill dem ihr am nahesten gekommenen Donald das Messer schon in die Schläfe seiner haarlosen Matschrübe gestoßen hatte, worauf dieser gefällt wie ein Baumstamm auf dem Boden aufschlug. Den zweiten, der noch die Fetzen einer Polizeiuniform trug, erledigte ich auf die gleiche Art und Weise während Jill bereits Nummer Drei mit einem Stich durch die hässliche unterkieferlose Fresse in das Stammhirn erlöste. Was für eine taffe Frau dachte ich, wir könnten doch bestimmt ein gutes Team bilden.

Wenn… ja, wenn nur nicht diese eine Frage im Raum gestanden hätte … Warum war sie ein Guard gewesen?

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