„Was nun?“, fragte sie. Ich schlug vor zurück nach Nordosten zu reiten, denn da kannte ich mich besser aus. Der Route nach Südwesten folgen wäre Neuland für mich gewesen. „Einverstanden“, sagte sie, „aber dann reiten wir bis zum Morgengrauen und verbergen uns dann. Sie werden die Greifer schicken.“
„Was sind Greifer?“
„Wenn jemand aus Cerespoly entkommen ist, setzten ihnen die ‚Guards‘ in zwei Pickups nach. Hast du die beiden Mitsubishi Pajero links hinter dem Farmhaus nicht gesehen?“
Ich schüttelte den Kopf, was sie natürlich nicht sehen konnte. „Und Guards sind …?“
„Unsere Posten, solche wie ich, aber für die Aufgabe werden nur die ganz linientreuen eingesetzt, die ein ‚Permit‘ zum Verlassen des Lagers haben. Ich hatte nie einen…“
Wir versanken im Schweigen und sprachen wenig, bis wir im Morgengrauen den Highway verließen und uns seitwärts der Straße einen Lagerplatz suchten. Die Tiere führten wir ein Stück tiefer ins Unterholz. Wir kehrten zur Straße zurück, um sehen zu können, ob sie uns suchten. Viel Ausrüstung hatten wir nicht, aber immerhin die am Sattel befestigten zusammengerollten Decken. „Schlaf eine Runde“, sagte ich zu Jill, „ich passe auf.“ Meine Winchester griffbereit, hielt ich Ausschau nach unseren Häschern und betrachtete dabei manchmal die schlafende Jill neben mir. Wirklich ein hübsches Kind, das da so eine große Anziehungskraft auf mich ausübt, dachte ich, daran konnten auch das verwuschelte Haar, die Speichelbläschen im Mundwinkel und ein gelegentliches zartes Schnarchen der Schlafenden nichts ändern.
Ich hörte die ‚Guards‘ lange bevor ich sie sah. Der sonore Sound eines schweren Motors kam aus südlicher Richtung ständig näher. Dann rauschte mit hoher Geschwindigkeit ein weißer Pickup in weniger als 10 Meter Entfernung an mir vorbei. Soweit ich sehen konnte, saßen drei Frauen im Fahrerhaus und … - mich schauderte … - eine vierte stand mit wehenden Haaren, die Augen von einer Schutzbrille gegen den Fahrtwind und Staub geschützt, angeschnallt an einem Art Stehsitz auf der Ladefläche.
Flucht ins Ungewisse
Nach dem großen Sterben – Teil 4
38 12-19 Minuten 0 Kommentare
Flucht ins Ungewisse
Zugriffe gesamt: 5623
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.