Heute, meine Freunde, kann ich Euch endlich berichten, wie wir diesen gespenstischen Ort endlich verlassen konnten.
Wir verließen die Jurte so leise wie möglich und darauf achtend, dass dabei kein Licht nach außen drang. Dann banden wir die Tiere los und führten sie am Zaumzeug durch die dunkle Nacht. Der Weg zum Tor war nicht lang und verlief geradeaus, so dass wir auch im Dunkeln auf Kurs blieben. Der Himmel war sternenklar, dass sorgte für eine gewisse Grundhelligkeit. Glücklicherweise hatten wir Neumond. Er stand als schmale Sichel ohne wirkliche Leuchtkraft am Nachhimmel. Die Milchstraße sah wunderschön aus. Aber dafür hatte ich nur ganz kurz ein Auge, denn ich musste mich auf unsere Flucht konzentrieren. Als wir uns dem Tor näherten, sah ich, dass sich die Silhouetten der beiden Wachen auf den Tor-Türmen ganz zart gegen den Nachthimmel abzeichneten. Unbeweglich standen sie da und starrten nach Außen in das Vorfeld der Siedlung. Mit Aktivitäten in ihrem Rücken rechneten sie nicht. Ich hätte sie leicht herunterschießen können. Durch den Schalldämpfer wäre nur zweimal ein kleines „Plop“ zu hören gewesen, aber wer weiß welchen Lärm sie beim Hinfallen verursacht hätten. Unter dem Tor angekommen, öffneten wir dieses mit voller Kraft und Geschwindigkeit, wissend, dass das Knarren des Torflügels sowieso nicht unbemerkt blieb. Bis die Posten allerdings realisierten, dass da was nicht stimmte, saßen wir bereits in den Sätteln und jagten in die Nacht hinaus. Sie schossen uns tatsächlich hinterher. Ich hörte es ein paarmal Sirren, als Geschosse links und rechts an mir vorbeiflogen und das Geräusch hochspritzenden Erdreichs beim Einschlag der Projektile. Aber es war das sprichwörtliche Stochern im Nebel. Für gezielte Schüsse war es zu dunkel und so erreichten wir den State Highway 79 unbeschadet.
Ich wendete mich nach Norden. Jill folgte mir, ohne das in Frage zu stellen.
Flucht ins Ungewisse
Nach dem großen Sterben – Teil 4
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Flucht ins Ungewisse
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