Es war eine dieser Nächte, in denen im kleinen Bündner Dorf das Schneeleuchten einsetzte. Dabei handelt es sich um ein meteorologisches Phänomen, das nur in Flurinas Dorf wahrnehmbar war. In einer bestimmten Konstellation brach sich das Mondlicht so, dass das ganze Dorf in einem feenhaften Glanz schimmerte. Gleichzeitig war es klirrkalt, und Flurina wusste kaum, wie sie sich in ihrer ungeheizten Kammer wärmen, geschweige denn, wie sie den Schlaf finden sollte, auf den sie dringend angewiesen war, denn die Nacht dauerte nur noch vier Stunden. Dann musste sie aufstehen, mit dem Eispickel Wasser hacken, wie sie es nannten, und den mit Eis gefüllten Eimer in der Küche am Kaminfeuer wärmen, damit sich der Aggregatszustand änderte und Trinkwasser gewonnen werden konnte.
Es war ein Uhr morgens, als Flurina das Knarren vernahm. Sie schoss hoch, um sich gleich darauf wieder zu entspannen. Vor ihrer Schlafstatt stand Ursino, von dem sie mittlerweile jede Furcht verloren hatte, seit sie von ihm den Lebkuchen bekommen hatte, damals, nach ihrem Schäferstündchen mit dem Bäckermeister. Flurina hatte keine Ahnung, dass Ursino sie beim Sex beobachtet hatte, und dass ihm keine einzige Kleinigkeit entgangen war. Die Lebkuchenstreifen nicht, die der Alte Flurina in den Mund geschoben, während er sie von hinten genommen hatte, Flurinas Stöhnen nicht, die Art, wie der Lüstling Flurinas Arschlöchlein befingert hatte, ebenfalls nicht, ganz zu schweigen von des Bäckermeisters frechem Eindringen in diesen geheimnisvollen, dunklen Ort männlichen Begehrens.
Seither waren mehrere Wochen ins Land gezogen, und Ursino war mittlerweile zu Flurinas Masturbationsbegleiter geworden. Er musste sich nicht mehr heimlich zu ihrer Schlafstatt schleichen, er musste ihre Silhouette nicht mehr erahnen. Er musste nicht mehr diskret vor sich hin wichsen, während Flurina, die Begehrte, ahnungslos schlief.
Flurinas Füße
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