Leider lagen viele Orte, die ihn interessierten, in Ländern, in den die Willkür den Ton angab. Manchmal half Bestechung, manchmal hätte er mehr Zeit gebraucht, um sein Ziel zu erreichen, aber nach fünf, spätestens sechs Wochen musste er wieder an seinem Arbeitsplatz sein, um sein sicheres, langweiliges Leben fortzusetzen und an die vergangenen und die kommenden Abenteuer zu denken. Insgesamt konnte stolz auf seine Sammlung sein, auf jede einzelne Reise, die er immer akribisch plante und ausführlich dokumentierte, mit vielen Fotos und mit detaillierten Reiseberichten, die er gern vor Ort verfasste, weil sie dadurch viel authentischer waren. Daheim fügte er nur noch Querverweise aus der Fachliteratur hinzu oder bereicherte seine eigenen Beobachtungen mit denen aus gut recherchierten Quellen an. Er hatte sogar schon in Fachzeitschriften kleine Aufsätze untergebracht, die von den wenigen, die etwas von der Sache verstanden, lobend erwähnt worden waren. Er reiste, weil er wollte und weil er es sich leisten konnte und weil er seinem Beruf für einige Zeit entkommen wollte, der staubtrocken aber einträglich war. Aber er verdiente gut, hatte keine Familie, die er ernähren musste und somit genügend Geld, leider aber zu wenig Zeit für sein Hobby, das einzige, das er ernsthaft betrieb.
Das Land, in dem er nun war, kannte er bereits, wenn auch nicht diese Gegend. Vor vielen Jahren, noch vor seinen "missions impossible", hatte er es bereist, war auf den ausgetretenen touristischen Pfaden gewandelt und schon damals von den abgelegenen, den schwierigen, den geheimnisvollen Orten geträumt, die aber so gut wir unerreichbar waren. Nun war er stolz, dass er es schließlich doch geschafft hatte und dass er nun seine Sammlung ergänzen konnte. Er war auch stolz, weil seines Wissens in den letzten Jahren, seit der großen Revolution, seit dem fundamentalistischem Umbruch, es nur wenigen Ausländern gestattet worden war, diesen Landesteil aufzusuchen.
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