Beide hatten ihr inneres Gleichgewicht wieder gefunden. Er hatte sich aus dem Bann gelöst, mit dem sie ihn verhext hatte, und war sich nun mehr denn je des Ernstes seiner Lage bewusst. Und auch ihr wurde nach dem Rausch der Gefühle wieder klar, dass sie sich ebenfalls leichtsinnig in Gefahr begeben hatte. Sex mit einem Ausländer war in diesem Land für eine Frau deutlich verdammungswürdiger, als mit einem Landsmann. Rasch zogen sie sich an und sie erklärte ihm, wie er gehen müsse, um zu seinem Hotel zu kommen und dass er aufpassen müsse, die Nächte hier hätten Augen und Ohren. Er war unschlüssig, nicht weil er noch länger bleiben wollte, nein, das Schäferstündchen war zu Ende, er war unschlüssig, ob er ihr Geld geben sollte, ob sie einen Lohn für ihre Dienste erwartete, sie war schließlich doch eine Nutte, das war sicher, aber sie hatte soviel persönliche Gefühle in ihr Zusammensein investiert, dass er meinte, er würde sie beleidigen, wenn er ihr jetzt Geld geben würde. Er griff schließlich doch zu seinem Geldbeutel, gab ihr den Rest des lokalen Geldes, den er nicht mehr brauchen würde und dazu ein paar Dollarscheine, so viele, wie er entbehren konnte. Sie war, wie der Kellner im Restaurant, weder erstaunt, noch besonders dankbar, sie steckte das Geld in ihren BH und küsste ihn zum Abschied auf den Mund.
Das Haus zu verlassen, war kein Problem. Anscheinend hatte niemand bemerkt, was sich in der Wohnung abgespielt hatte, zumindest hatte niemand Anstoß genommen. Er streckte erst den Kopf durch die Tür, schaute sich um, dann trat er auf die Straße und ging rasch in Richtung seines Hotels. Ihm begegnete wieder kein Mensch, was ihn diesmal nicht wunderte, denn es war nun doch spät geworden. Erst als er vor der schweren Hoftür des Hotels stand, fiel ihm ein, dass er sich nicht erkundigt hatte, wie er in der Nacht hineingelangen könnte, wenn der Portier nicht mehr an seinem Platz war.
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