Folge mir unauffällig

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Yupag Chinasky

Aber beim Weggehen hatte er ja nicht damit gerechnet, dass es spät werden könne. Einen Klingelknopf gab es nicht, er fand jedenfalls keinen, und er sah auch keinen schweren Türklopfer, den es an vielen Türen gab und auch sonst nichts, was er hätte benützen können, keinen Stein, keinen Ast. Er klopfte mit den Fäusten, mit den Schuhen, er klopfe und klopft, obwohl er wusste, dass es vergeblich war, denn die Rezeption war durch einen kleinen Hof vom Tor getrennt und war um diese Zeit vermutlich gar nicht besetzt oder der Mann, der wachen sollte, schlief. Das Hotel hatte auch keine Fenster zur Straße, das Tor war in eine glatte, weiße Mauer eingelassen, offensichtlich der einzige Zugang und vermutlich umgab diese Mauer das gesamte Grundstück. Ein paar Schritte die Straße hinab und hinauf bestätigten seine Vermutung und machten ihm die Vergeblichkeit seines Tuns ganz deutlich. Die Mauer ging nahtlos in andere Mauern über, es war eine lange, abweisende Front, die eine Überwindung für ihn unmöglich machte. Was tun, in dieser fatalen Situation? Ruhig bleiben, gut, aber was dann, wenn die Ruhe auch nichts bringt? Zur Polizei gehen? Erstens wusste er nicht, wo er die hätte finden können und dann, was sollte er sagen, wie erklären, wo er die halbe Nacht verbracht hatte? Die Restaurants waren seit Langem geschlossen, andere Lokale hatte er gar nicht gesehen. Man würde nachfragen, ihn der Lüge überführen, seine Situation würde sich verschlechtern. Konnte er die Frau ins Spiel bringen? Das wäre für sie beide gefährlich. Wenn die Polizei ihn entsprechend verhören würden, würde er aber doch alles zugeben, alles verraten, es sei denn, es gäbe niemanden, mit dem er überhaupt reden konnte, vielleicht konnten ihm diese Sprachschwierigkeiten nützen, aber verlassen konnte er sich darauf nicht, zudem es ja noch den Führer gab, den man einbestellen konnte.

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