Folge mir unauffällig

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Yupag Chinasky

Er stellt sich dumm, antwortet stockend, hält die Wahrheit zurück. Der Polizist ist mit seinen Antworten unzufrieden, man sieht es deutlich. Der verängstigte Führer fleht ihn förmlich an, die Wahrheit zu sagen, nicht zu lügen, das würde alles noch viel komplizierter machen. Aber er bleibt verstockt. Ob er gepackt habe, wollte der Polizist unvermittelt wissen, man würde seinen Koffer holen lassen, er solle aus-checken, man würde ihn zum Flughafen bringen. Der Polizist hat bisher nur wissen wollen, wo er die Nacht verbracht hatte, dachte er, während er wartete, aber nicht mit wem. Er würde weiter schweigen, sich unwissend stellen, man könne ihm die Begegnung mit der Frau ja nicht nachweisen.

Sie fahren statt zum Flughafen in ein graues Haus, das von großen, hohen Betonmauern mit Stacheldrahtrollen darauf umgeben ist. Das Polizeihauptquartier und zugleich das Gefängnis vermutet er. Er wird in einen Vernehmungsraum geführt, dort sitzen mehrere Männer, alle in Uniform. Er soll sich auf einen Stuhl vor ihnen setzen. Der Polizist, der ihn hergebracht hat, erstattet Bericht. Dann übernimmt ein anderer, vermutlich sein Chef, ein höchst unangenehmer Typ, die Befragung. Es geht zunächst wieder darum, wo er war und ob er von der Sperrstunde nichts gewusst habe. Er verneint, guten Gewissens. Ob der Führer, der für ihn zuständig war, ihm das nicht gesagt habe? Er verneint wieder, ganz entschieden. Der Führer ist in einer misslichen Lage, ohnehin schon verängstigt, schwitzt er nun noch mehr. Er will dem Chef etwas erklären, wird aber schroff unterbrochen und stattdessen aufgefordert, die Sache mit dem Beschuldigten zu klären. Er habe es ihm sehr wohl gesagt, dass es nachts in der Stadt sehr gefährlich sei, er habe ihm sehr wohl gesagt, dass er das Hotel nicht verlassen dürfe, er habe ihm empfohlen, im Restaurant zu essen.

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