Folge mir unauffällig

5 29-45 Minuten 0 Kommentare
Folge mir unauffällig

Folge mir unauffällig

Yupag Chinasky

Natürlich habe er das Recht frei herumzugehen, er sei in einem freien Land, in dem alle Bürgerrechte respektiert würden und alle Ausländer, die sich nichts zu Schulde haben kommen lassen, mit Respekt behandelt werden. Dass er sich in der Zeit geirrt und zu spät in das Hotel zurückgekehrt sei, das sei zwar ein Vergehen, aber darüber könne man hinwegsehen, zumal der Führer, er schaut ihn böse an, versagt habe. Darum gehe es gar nicht. Er kommt jedoch nicht dazu, ihm zu sagen, worum es gehe, denn nun geht die Tür wieder auf und der Polizist führt die Frau herein, seine Geliebte für eine Nacht. Ihre Hände sind mit Handschellen gefesselt, sie ist aufgelöst, ängstlich, wütend, sie scheint sehr streng verhört, vielleicht sogar gefoltert worden zu sein.

Der Oberpolizist redet mit ihr, fragt sie etwas, sie antwortet, heult, schüttelt den Kopf, dann redet sie lange, immer wieder von Schluchzern und neuen Fragen unterbrochen. Als sie fertig ist, redet der Polizeichef eindringlich mit dem Führer, dann erst übersetzt dieser. Diese Frau habe zugegeben, mit ihm in dem kleinen Laden gewesen zu sein. Sie beschuldige ihn, sie erst auf dem Platz, dann im Supermarkt angesprochen zu haben und ihr dann gefolgt zu sein, gegen ihren ausdrücklichen Willen. Sie beschuldige ihn, sich mit Gewalt Zutritt zu ihrem Haus und zu ihrer Wohnung verschafft zu haben. Sie beschuldige ihn weiter, sie dort, in ihrem eigenen Schlafzimmer vergewaltigt zu haben, mehrfach und auf widerliche Weise. Am Schluss habe er sie noch dadurch gedemütigt, dass er ihr einige Dollarscheine vor die Füße geworfen habe. Dann sei er verschwunden und sie sei so verängstigt und empört gewesen, dass sie nicht mehr klar denken konnte und nur deswegen nicht sofort die Polizei angerufen habe.

Nachdem der Führer fertig ist, starren ihn alle an, auch die Frau, die zunehmend unruhiger geworden war, weil sie die einzige dritte Person im Raum war, die verstehen konnte, was der Führer sagte.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 6644

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben