Er machte noch den Zeitpunkt aus, wann er ihn zum Flughafen bringen würde, es gab nur einen Flug am in die Hauptstadt, am späten Nachmittag, dann ließ er ihn allein, jedoch nicht ohne ihm den dringenden Rat zu geben, er möge nicht ausgehen, vor allem nicht in die Altstadt, die Leute seien an Ausländer nicht gewöhnt und würden manchmal feindlich reagieren und das Restaurant im Hotel sei das Beste in der Stadt, also gäbe es keinen Grund das "sichere Hotelareal", wie er sich ausdrückte, zu verlassen. Eine wichtige Information hatte der Führer jedoch nicht weitergegeben, eine entscheidende, wie sich noch herausstellen sollte. Vielleicht wollte er den Gast nicht unnötig verunsichern, vielleicht kam er auch gar nicht auf die Idee, dass ein Fremder wirklich nachts und allein durch die Straßen gehen würde. Es gab in der Stadt und in der ganzen Provinz seit Kurzem, erst seit ein paar Tagen, eine Sperrstunde, ein nächtliches Ausgehverbot, das um Mitternacht begann und im Morgengrauen um sechs Uhr endete. Auf dem Land, wo er bisher gewesen war, hatte das keine Rolle gespielt, es gab einfach nichts, wo man hätte hingehen können. Hier dagegen wurde das Ausgehverbot überwacht, wenn auch nicht besonders streng, weil diese Situation wegen der Unruhen immer wieder eintrat und die Leute und sogar die Polizei solche Ausnahmesituationen nicht mehr ganz ernst nahmen. Der Belehrte nickte, kam allerdings dem Wunsch des Führers nicht nach, denn er wollte das Land nicht nur mit den Erinnerungen an alte Steine und Ruinen verlassen, er wollte das alltäglich Leben wenigstens ein bisschen kennenlernen, vielleicht auch den Schleier des Geheimnisses ein wenig lüften, warum man diese Stadt als Fremder kaum betreten durfte. So war denn der Aufenthalt in seinem Zimmer sehr kurz, er duschte, wechselte das verschwitzte Hemd, sprühte sich etwas Deo unter die Arme, dann stand er wieder auf der Straße und die schwere Eingangstür wurde von einem Portier in malerischer Uniform hinter ihm geschlossen.
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