Er war in dieses vermaledeite Land doch nur gereist, um alte Steine anzuschauen, um Orte aufzusuchen, die zum Weltkulturerbe gehörten, die einen archäologischen Spitzenplatz einnahmen und nun saß er ganz schön in der Scheiße und musste sich entscheiden und diese Entscheidung gefiel ihm gar nicht. Aber was blieb ihm übrig? Er würde den Weg zu Ende gehen müssen, gegen seine Überzeugung, um seine Haut zu retten. Die ganze Problematik war nur entstanden, weil er diese alten Orte liebte, die sich fernab des üblichen Tourismus befanden. Orte, die nicht einfach zugänglich waren, die man sich erkämpfen, ja geradezu erobern musste und die zu erreichen meist mit viel Mühe und Aufwand verbunden war. Er hatte es geschafft, aber dann war diese Sache passiert, die nicht hätte geschehen dürfen und sein Erfolg war nichts mehr Wert, seine Freude dahin, sein Leben, sein Glück, sein Wohlbefinden waren in Gefahr. Es würde nicht mehr so sein, wie es einmal war, wenn er sich jetzt falsch entscheiden würde.
Natürlich hatte ihn bei seinem Aufenthalt der archäologische Aspekt der Reise interessiert, er war die Voraussetzung für sein Hobby, aber es war auch ein gewisser Sammlertrieb, der ihn bewogen hatte, ausgerechnet hierher zu kommen, um hier seine Sammlung ungewöhnlicher Orte zu ergänzen. Sammeln und dann abhaken, das war seine eigentliche Leidenschaft. Es war die Ungewissheit, ob er die Ziele, die er sich gesteckt hatte, überhaupt erreichen könnte oder ob er vorher aufgeben müsste, das war der eigentliche Kick. Denn manchmal scheiterte er an den geografischen oder verkehrstechnischen Gegebenheiten, meistens aber an politischen oder bürokratischen Hindernissen. Kaum ein Diktator, kaum ein despotisches System, sieht es gern, wenn Fremde die verwahrlosten Hinterhöfe ihres Herrschaftsbereiches aufsuchten, in denen es nicht selten heftig rumorte, in denen Aufstände stattfanden, die unumschränkte Macht bedroht wurde.
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