Das Forsthaus im Spessart

Kapitel 1

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Das Forsthaus im Spessart

Das Forsthaus im Spessart

Nicolas Scheerbarth

Ich stellte fest, dass ich für den Moment außer der Sonne offenbar jede Orientierung verloren hatte. Der Weg, obwohl befestigt wie ein Hauptweg, schien nicht in der Karte verzeichnet; zumindest gelang es mir nicht, einen der Wege in meiner Karte eindeutig als den richtigen zu identifizieren. Rechts vor mir stieg der Wald zu einer flachen Kuppe an, doch auch diese Erhöhung war nur ungefähr zu bestimmen. Nach längerem Überlegen fand ich in der Karte eine Erhebung, die die richtige zu sein schien. Ihr Name war "Feenkopf", und da sich der Wald nach oben lichtete, beschloss ich, die kurze Strecke zum Gipfel noch ganz hinauf zu gehen. Dort mochte ich einen der breiten Fahrwege oder eine Funkantenne erspähen und damit meinen Rückweg bestimmen.

Oben auf dem Feenkopf zeigte sich, dass meine Hoffnung mich getrogen hatte. Der Wald war zwar lichter, doch er öffnete sich keineswegs für einen weiten Rundblick. Da und dort konnte ich zwischen den Bäumen hindurch weitere, bewaldete Bergrücken erkennen, doch damit war nichts anzufangen; Bergrücken dieser Art gab es Dutzende in der Gegend, und sie sahen sich auf solche Distanz alle ähnlich. Ich wollte schon zu meinem Weg zurückkehren, als ich vor mir, gar nicht weit, auf der dem Weg abgewandten Seite ein großes, mit warmroten Ziegeln gedecktes Dach mit einem Schornstein bemerkte. Eigentlich verbot mir mein Stolz, zurück zu gehen, aber das Dach allein hätte mich nicht von meinem Plan abgebracht, dem Weg rückwärts zu folgen, bis ich wieder auf eindeutige Wegmarken stieß. Doch der Schornstein rauchte leicht, und da niemand im Wald, und sei es in einem Forsthaus, ein Feuer unbeaufsichtigt ließ, beschloss ich, dort nach dem Weg zu fragen.

* * *

Die Kuppe hinab ging es zunächst recht flott, doch in der Nähe des Hauses verlegte mir ein Dickicht junger Tannen den Weg. Ich musste einen weiten Bogen schlagen, bis ich auf etwas stieß, das ich für den Zugangsweg hielt. Stark genutzt wurde er nicht; er war mit Gras und Moos bewachsen, und ich gewann die Vermutung, das Haus sei trotz seiner Größe wohl nur zeitweilig genutzt. Der Weg wand sich in mehreren engen Kurven zwischen den dicht stehenden, jungen Tannen hindurch, und erst in der letzten Biegung konnte ich das Haus sehen.

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