Das Forsthaus im Spessart

Kapitel 1

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Das Forsthaus im Spessart

Das Forsthaus im Spessart

Nicolas Scheerbarth

Bei meinen letzten Worten verschwand das Lachen plötzlich aus ihrem Gesicht. Sie blickte mich intensiv an, forschend, doch nicht unfreundlich.
"Wir werden dir sicher helfen können," meinte sie nach einem Moment, "doch zuerst will ich dein Essen bestellen und dein Getränk besorgen."
Ohne den anderen Gast noch eines Blickes zu würdigen, ging sie mit raschem, geradezu eiligem Schritt in die Küche zurück. Gleich darauf hörte ich leises Wispern. Machten sie sich womöglich über den verirrten Wanderer lustig? Es konnte mir egal sein; allenfalls würde das Trinkgeld darunter leiden.

Ich spürte ein dringendes Bedürfnis und folgte dem Schild durch eine schmale Tür an der Rückseite des Raumes. Weit war der Weg nicht. Von einem kurzen Zwischenraum zweigten zwei weitere schmale Türen zu den beiden Toiletten ab. Ich blieb vielleicht einen Moment länger als üblich, denn ich hatte einige Gedanken zu ordnen. Ich war erregt. Die ganze Stimmung des Tages und dieses wunderbare Wesen, das mich bediente, hatten mich wirklich in eine Art Rausch versetzt. Und diese Erregung war gewiss nicht nur ganz allgemeiner Natur. Die Schwarzgewandete hatte auf mich auch eine starke, erotisch anregende Wirkung, zumal sie unter dem dünnen Kleid praktisch nackt zu sein schien - ein wunderbarer, biegsamer Körper, der nur von einem Wenigen an Stoff verhüllt vor mir gestanden hatte.
* * *
Als ich in den Gastraum zurückkehrte, war der andere verschwunden, sein Geschirr war abgeräumt, und an meinem Platz stand ein großer Bierseidel voller Apfelsaftschorle. Ein wenig war ich schon überrascht; hatte er doch nicht gewirkt wie jemand, der gleich so eilig aufbrechen würde. Auch draußen war er nicht mehr zu sehen, aber vielleicht gab es ja um das Haus herum noch einen zweiten Zugangsweg, und er war seitlich herum gegangen und tatsächlich erst wenige Schritte weit weg.

Ich machte es mir auf meinem Stuhl bequem und betrachtete die charmant verwilderte Gartenanlage vor dem Fenster, bis ich wieder Schritte aus der Küche hörte. Ich wusste sofort, dass da eine andere Person kam. Die Schritte der Bedienung waren auf einer weichen Sohle leicht und höchstens etwas schlurfend gewesen. Die Schritte jetzt klangen fest und schwer. Schon machte sich Enttäuschung in mir breit. Ich wendete mich um ...

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