Fräulein Leichtfuß

Fräulein Leichtfuß

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Fräulein Leichtfuß

Fräulein Leichtfuß

Andreas

„Ich habe sie vorhin im Flur getroffen. Sie braucht nichts, sagte sie, außer etwas Ruhe. Na ja, diese jungen Dinger sind ja auch etwas launisch manchmal. Ihre Mama, Gott hab sie selig, litt jedoch auch unter Migräne und war dann auch nicht anzusprechen. Aber lasst uns jetzt essen, bevor alles kalt wird.“

Karl war froh über diesen Themenwechsel und auch die Gouvernante schien erleichtert. Anscheinend wollte sie Liesel nicht brüskieren, oder war sie unsicher, wie er und sein Vater auf ihre Erziehungsmethoden reagieren würden? Karl konnte sich nicht vorstellen, dass sein alter Herr dagegen sein könnte. Liesel verhielt sich auch ihm gegenüber gerne frech, wollte sich einfach nichts sagen lassen. Nein, der alte Herr würde es gut heißen, und seine Schwester war sicherlich froh, dass er nichts von ihrer Blamage erfuhr. Zumal es für Liesel ziemlich peinlich wäre, müsste sie gestehen, dass die Gouvernante sie verhauen hatte. Fakt war, dass seiner Schwester der Hintern schmerzte und zwar derart, dass das Mädel nicht bei Tisch sitzen wollte. Lächelnd, in solch frivole Gedanken versunken, löffelte er seine Suppe. Luise sah immer wieder zu ihm, anscheinend interessierte er sie auch. Welch hübsche Überraschung hatte dieser Ferientag doch geboten! Karl hoffte inständig, es mögen weitere dazu kommen.
Seit jenem besonderen Ereignis war eine gute Woche vergangen. Karl genoss seine freie Zeit, schwamm im nahen See, bummelte durch die Stadt. Ab und an half er seinem Vater, der durch die Heuernte stark beschäftigt war. Mit Liesel spielte er Federball und er wunderte sich, wie sehr sich seine Schwester zu ihrem Vorteil verändert hatte. Sie war fröhlich und unbefangen und kein bisschen launisch. Selbst als sie zum wiederholten Male verloren hatte, lachte sie nur, anstatt wie früher wutschnaubend den Schläger auf den Boden zu werfen. Fräulein Luise schien ein Wunder vollbracht zu haben, und seine Zuneigung ihr gegenüber wuchs mit jedem neuen Tag.

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Gedichte auf den Leib geschrieben