Meine Freundin Tina will mich verkuppeln. Sie gibt es nicht zu, das ist sehr schade, denn dann könnte ich mich weigern, mitzukommen. So aber wäre es allzu unhöflich, also muß ich da jetzt durch.Tina hat einen neuen Freund, Hubert, und der wiederum hat einen Freund namens Robert und der wiederum ist notgeil. So direkt hat sie das nicht ausgedrückt, aber es kam ganz klar durch.
Wir sitzen also zu viert in der Kneipe, sie neben Hubert, knutscht, ich neben Robert, knutsche natürlich nicht. Das wäre auch abartig. Wenn er redet und lacht, sehe ich, daß er ab den Eckzähnen gelbe Zähne hat. Seine Schneidezähne sehen ganz normal aus, aber weiter hinten wird’s eklig. Ich schätze, er putzt sie einfach seit dreißig Jahren nur vorne.
„Wo wohnst denn du?“ frag ich ihn.
Er kippt Bier in seinen Mund – anders kann ich das echt nicht nennen, der Flaschenhals berührt nicht einmal seine Lippen – lacht und haut sich mit den Fäusten auf die Schenkel.
„Ha!“ brüllt er. Ich zucke zusammen.
„Ich wohne nicht!“
Zuerst denke ich, was soll das denn, aber dann führt er das weiter aus: „Einige Leute rauchen nicht, andere trinken nicht, einige essen sogar kein Fleisch. Ich wohne nicht.“
„Das ist wirklich sehr interessant.“ erwidere ich in meiner schönsten Cocktail – Abend bei wichtigen Leuten – Stimme.
„Ja, wozu soll man auch immerzu wohnen.“ Stimmt er mir zu.
Immerzu nur wohnen. Klingt wie eine Modifikation der neuesten Ikea Werbung. Ich schenke ihm ein entzücktes Lächeln. Darauf reagiert er verwirrt und kippt mehr Bier in sich hinein. Ich schaue weg und bestelle mir Cola.
„Du trinkst also nicht.“ Stellt er fest.
„Doch, ich trinke. Ich trinke alleine. Einmal im Monat. Um genau zu sein, am dritten Samstag im Monat. Danach muß ich kotzen. Einige Leute gehen zum Peeling, in die Sauna, zum Friseur oder zum Wellness, ich gehe kotzen.“
Für einige Sekunden schaut er mich einfach nur verblüfft an. Dann reißt er zuerst die Augen, dann den Mund weit auf und lacht so laut, daß die ganze Kneipe zu uns schaut. Er gackert quasi, haut währenddessen mit seinen Fäusten auf meinen Schenkeln herum und ruft immer wieder: „Boah, der war gut, Alte, der war echt gut!“
Frankies Date
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