"Nein, es ist alles gut. Es ist nichts.". Wie in Trance stand Michel auf und ging in Richtung Ausgang. Den Brautstrauß und den Schleier ließ Michel zu Boden fallen. Mit wankenden Schritten ging sie auf Jean-Piere's Mutter zu, blieb vor ihr stehen und lachte ihr ins Gesicht. Dann ging Michel unbeirrt weiter in Richtung Ausgang. Jean-Piere lief ihr hinterher und die Gäste blickten ihm verwirrt nach. Die Standesbeamtin packte die Unterlagen zusammen und versah die Heiratsurkunde mit dem Stempel "Annulliert".
Das Bild von Michel brannte sich in Jean-Piere's Herz. Zitternd stand er vor der Polizeiabsperrung am Ufer der Seine, das Tagebuch von Michel in der Hand, frierend und weinend. Er konnte noch immer nicht fassen was er da las.
"...ich bin einfach gegangen, ich habe Jean stehen lassen mit all den anderen, ich wollte doch nicht, auf einmal waren sie wieder da. Mutti warum musst du mich immer wieder verwirren? Habe ich es richtig gemacht? Ich habe nicht geheiratet, aber ich bin unglücklich. Morgen habe ich meinen ersten Kunden. Eine Sklavin möchte er haben, er zahlt gut. Er sagt, dass er meine Nummer von Sebastian bekommen hat. Sebastian hat mir das bestätigt, also fange ich wieder als Sklavin an zu arbeiten. Ich kenne diesen Kunden nicht. Der Treffpunkt ist an der Seinebrücke, ich werde sehen was kommt...".
Der Reporter sprach einfach weiter. Die Stimmen des Fernsehteams drangen an Jean-Piere's Ohr, die Scheinwerfer blendeten ihn und die Tränen brannten sich in die Haut.
" ... am frühen Nachmittag wurde an den Ufern der Seine eine Frauenleiche von zwei Passanten entdeckt. Ersten Polizeiberichten zufolge handelt es sich um die vierundzwanzigjährige Michel Beronic aus Paris, die Staatsanwaltschaft geht hierbei von einem Kapitalverbrechen aus ... "
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.