Wir kleiden uns streng in weiss. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die klinische Ausstrahlung, die von weiss gekleideten Menschen ausgeht, die Gemüter abkühlen lässt. Die erhitzten Gemüter eifersüchtiger Ehemänner etwa. Es macht einen Unterschied, ob ich in Jeans und Blumenhemd gekleidet bin, mit Goldkettchen auf der haarigen Brust, und so ans Frauenkörperwerk gehe, oder ob ich einen matt glänzenden, teuer wirkenden Kasak trage, mit weissen Lederschuhen. Da stehen sie dann ruhig neben mir, die Ehemänner, stellen sachliche Fragen, immer aber unterlegt mit Respekt. Mit Respekt und Achtung mir gegenüber, mir, demjenigen, der sich soeben daran macht, die vor ihm liegende Verkäuferin, Floristin, Bäckerstochter, Kindergärtnerin oder Schriftstellerin zu verschönern.
Wir arbeiten, wie gesagt, in Rotation. Heute bin ich fürs Epilieren zuständig. Gillette Embrace. Der abgerundete Rasierkopf der auch beweglich ist, passt sich an schwierigen Stellen leicht an. Schwierige Stellen, jaja. Das hatte ich am Anfang unterschätzt. Auch als wahrer Muschi-Experte, der ich ja bin, mache es für mich einen massiven Unterschied, ob ich die „schwierigen Stellen“ mit dem Finger, oder mit mehreren, erkunde, oder mit einer messerscharfen Klinge. Ich will sie ja nicht verletzen, die Schätzchen, sie sollen glücklich werden unter meiner Klinge und in Vorfreude verharren aufs kommende Tattoo.
Die meisten unserer Kundinnen lassen sich im Intimbereich tätowieren. Lodernde Flammen, die direkt der Muschi entspringen. Wildes Dornengestrüpp auf dem Venushügel. Brüste sind auch beliebt, als Kunstfläche respektive -hügel. Darum epilieren wir routinemässig alle. Das gibt demjenigen von uns, der die Tattoos auch vornimmt, mehr künstlerische Freiheit. Wir beraten die Frauen ja auch, obwohl uns das nicht immer leicht fällt, wenn sie splitternackt vor uns stehen oder liegen, mit bebenden Brüsten und verlockenden Schamspalten.
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