Frauenkörperwerk

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Frauenkörperwerk

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Anita Isiris

Wir haben nichts dagegen, wenn ein Ehemann seine Frau zu uns begleitet. Wir bieten ihm einen Prosecco an; er soll sich wohl fühlen. Wir bitten ihn dann direkt ins Atelier. Bei der Rutschbahn hat er nichts zu suchen; die Frauen könnten irritiert sein, wenn Männer zu ihnen hochstarren.
Martina ist schnell rasiert und hat ein ausgesprochen zartes, niedliches Fötzchen. Ich verkneife mir die Frage, ob sie schon mal Sex hatte. Unsere Kundinnen lassen sich gerne von uns behandeln, was aber nicht bedeutet, dass sie Intimes preisgeben. Ich lasse mir Zeit mit Martinas Pfläumchen, lege wie zufällig einen Finger an ihre Cliti. Die Erfahrung zeigt, dass die moderne Frau dieses Zufällige, dieses „ich-tue-es-ja-nicht-absichtlich-und-kann-nichts-dafür-wenn-es-dir-gut-tut“ sehr gerne mag. Macker haben sie satt, die Weiber von heute. Direkte Anmache ist ein absolutes no-go. Aber ein zärtlicher Finger an der empfindlichsten Stelle, ein kleines, nachlässiges Streicheln, ein flüchtiger Kuss… dann beginnen sie zu glühen. Das ist auch bei Martina so. Sie drückt das Kreuz durch, und ich kann einen prüfenden Blick auf ihr Liebesloch werfen. Womöglich ist sie wirklich noch Jungfrau. Mich würde brennend interessieren, für welches Tattoo-Sujet sie sich entschieden hat.

Bereits bei der Ankunft haben die Kundinnen exakte Vorstellungen von ihrem Tattoo. Farbe, Form und vor allem den Ort haben sie eingehend mit ihren Freundinnen vorbesprochen. Freundinnen kennen voreinander keine Geheimnisse.

Schweren Herzens begleite ich Martina zum Vorhang und überlasse sie den Fingerfertigkeiten von Klaus. Meine Schläfen pulsieren, wie von Ferne höre ich das amüsierte Kreischen auf der Rutsche. Ganze drei Bars haben wir einrichten lassen, und eine kleine Lounge. Wer nicht nonstop auf der Rutsche gleiten will, kann sich dort erholen. Kleidervorschriften kennen wir nicht – ausser unsere eigenen. Ich glaube, dass mir weiss gut steht.
„Weiss steht Dir gut“, sagt eine bekannte Stimme hinter mir. Ich fahre herum. Lächelnd steigt Claudia vom Fliessband und küsst mich auf den Mund. „Du…?“ Mir wird schwindlig. Claudia ist meine langjährige Freundin. Sie ist splitternackt; ihr sportlicher Körper wirft auf dem Linoleumboden einen langen Schatten. „Was machst Du hier?“ Meine Zunge klebt am Gaumen. „Ich will auch ein Tattoo“, sagt sie. „Aber heute ist doch Klaus…“

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