Es kommt oft zu Ausschweifungen; alles endet meist in einer wilden Orgie; zuletzt schlafen Männer und Frauen im großen Zelt über- und untereinander, und man weiß nicht, wer zu wem gehört; wenn sie verstehen, was ich meine.“ Er blickte wieder schweigend aus dem Fenster hinaus zum Zelt auf der Wiese.
„Gibt es dort auch etwas zu essen?“, wollte Lydia wissen.
„Ganz bestimmt!“, meinte er und stieß einen tiefen Seufzer aus, als er Lydias entschlossenen Blick aus dem Fenster auf das Zelt sah. Sie ergriff meine Hand und zog mich hinaus auf den Weg zur Wiese mit dem Zelt.
Von außen erinnerte mich das Festzelt an Jurte-Wohnzelte, wie man sie oft im Fernsehen sah, wenn über asiatische Nomadenvölker berichtet wurde. Wie eine Wagenburg waren um das Zelt Wohnwagen aufgestellt. In einigen sah man Lichter, Personen huschten an Fenstern vorbei, andere eilten zum Zelt in der Mitte.
Gleich hinter dem Zelteingang umfing uns eine wohlige Wärme. Ein sinnlich betörender Duft durchströmte die Luft, der lustvolle Fantasien in mir auslöste. Ich nahm Lydia in den Arm; sie schmiegte sich enger an mich. „Wie behaglich es hier ist …“, meinte sie, „… und wie wohl man sich fühlt, und so unbeschwert, … losgelöst von allen Zwängen.“
Ich schaute mich um. Überall auf dem Boden sah ich Kissen und Matten in verschiedenen Größen, die eine hügelige Landschaft bildeten. Gleich neben einem Kachelofen in der Mitte bildeten Kissen einen Kreis um einen Stapel Matten, der von einer Galerie Elektrokerzen matt beleuchtet wurde.
Erst jetzt vernahm ich einen melodiösen Gesang begleitet von wohltuenden Klängen eines Musikinstrumentes. Lydia neben mir zeigte auf die Mitte des Kreises, auf einen Mann, der ein Saiteninstrument in Händen hielt. „Das ist eine Handharfe. Lyra nennt man sie“, erklärte Lydia. „Ihre Klänge sind betörend.“ Sie schloss sogar die Augen.
„Seid ihr Gäste?“
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