Freinacht

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Wulff Triebsch

Ich drehte mich um und blickte in das Gesicht eines jungen Mannes, dessen spärliche Kleidung mir sofort auffiel. Nur ein knapper Lederschurz bedeckte seine Lenden. Sogar auf Schuhe hatte er verzichtet; er war barfuß. Immer wieder lächelte er Lydia an, die ihre Augen über seinem Körper wandern ließ, über die Muskeln seiner Oberarme und seine stämmigen Schenkel. Verlegen blickte sie auch einmal dazwischen.
„Wir wollten fragen, ob noch ein Wohnwagen frei ist“, erklärte ich.
„Wartet! Ich sage unserer Hohepriesterin Ruth Bescheid.“
Ich schaute ihn erstaunt an und fragte mich, in was für ein Fest wir geraten waren, bei dem ein spärlich bekleideter Jüngling einer ‚Hohepriesterin‘ Bescheid gab.
Die hochgewachsene Frauengestalt, die in ihrem langen grünen Gewand auf uns zuschritt, konnte nur die Hohepriesterin Ruth sein, von der der junge Mann gesprochen hatte. Ihre großen Augen hielt sie auf mich gerichtet. Selbst im gedämpften Schein der Lampen bemerkte ich seitlich den langen Schlitz, der sich bei jeder ihrer Bewegungen öffnete und den Blick tief zwischen ihre Oberschenkel freigab.
„Was gibt es, Björn?“ Ihre rauchig dunkle Stimme klang fordernd bestimmt.
„Sie fragen nach einem Wohnwagen“, meinte der junge Mann.
„Wie heißt ihr?“
„Lydia und Wulff“, antwortete ich zurückhaltend, ohne unsere Nachnamen zu erwähnen.
Die Hohepriesterin drehte sich um. „Arne! - Arne!“, rief sie zweimal. Hinter ihr erschien ein junger Mann, ebenso spärlich bekleidet wie unser Begleiter Björn, neben den er sich stellte. Auf dem Kopf trug er einen merkwürdigen Kranz aus Blättern, seine Lenden bedeckte ein knapper grüner Schurz. „Haben wir noch freie Wohnwagen?“
Arne schlug in seinen Händen eine Kladde auf, blätterte vor und zurück und schüttelte zuletzt den Kopf. „Leider nein, Herrin!“, erklärte er.
„Ihr habt es gehört“, meinte die Hohepriesterin mit ihrer dunklen Stimme und trat näher zu mir.

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