Die Fremde in Agnes Haus

Agnes' Haus der sündigen Engel

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Die Fremde in Agnes Haus

Die Fremde in Agnes Haus

Stayhungry

Sie selbst war mehr der Weiblichkeit zugeneigt. Aber sie konnte die Intimität mit einem Mann durchaus genießen. Entscheidend war immer die ehrliche Begegnung zweier Menschen. Es war ihr oberstes Gebot, auf jeden Menschen, der durch diese Pforten schritt, mit ehrlichem Interesse einzugehen, ihm und ihr den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten und zu einem echten Gewinn werden zu lassen.

Das größte Kunststück ihrer Arbeit war aber nicht diese psychologische Aufgabe, sondern die nüchterne Terminplanung, das geschickte Arrangement des Zusammentreffens von Menschen, die zueinander passen könnten, die Gewährleistung eines bunten Völkchens in diesem Tempel der Lust, wo doch alle von Verpflichtungen gefesselt und von Terminen gehetzt sich nur schwerlich flexibel in den Dienst ihrer eigenen Bedürfnisse stellen konnten.

Eine Institution wie diese am Laufen zu halten — und von den üblichen Bedrohungen freihalten zu können — erforderte gewaltige finanzielle Mittel, die es von den Klienten einzufordern galt. Das war grundsätzlich kein Problem und auch erfolgreiche Frauen waren durchaus bereit, dies entsprechend zu honorieren. Aber für Agnes war es nicht leicht, immer den Erwartungen auch ein geeignetes Angebot zuzuführen.

Zuallererst waren ehrliche Lust und Befriedigung Garanten des Gelingens und weniger die in souveräner Professionalität erzeugte Illusion einer niveauvollen und tabulosen Befriedigung als selbstverständlicher Freizeitgestaltung.

Natürlich kam sie nicht umhin, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eines exklusiven Escort-Service zu engagieren, um in Phasen eines schwächeren Publikumsandrangs ein reges Treiben zu gewährleisten. Das konnte aber heikel werden, denn Aufrichtigkeit ihren Klienten gegenüber war ebenso wichtig wie die selbstverständliche absolute Diskretion, und wenn dem einen solch beruflich bedingtes Interesse er an der lustvollen Vereinigung gar den Genuß des Geschehens erleichtern mochte, reagierte mancher andere sensibel auf das Fehlen einer echten Faszination am gemeinsamen Tun.

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