Es war schon ein eigenartiges Bild, wie sie da an ihrem Schreibtisch saß und am Bildschirm konzentriert die Monatsabrechnung prüfte, so in schwarz-hellrotem Lederkorsett, Tanga und hohen Schaftstiefeln. Doch das war gewissermaßen ihre Berufskleidung. Zwar erschien sie manches Mal auch einfach im schlicht-eleganten Kostüm, aber wenn eigene Termine in der Betreuung ihrer Klienten anstanden, zog sie es vor, sich den Erwartungen und Sehnsüchten entsprechend und anregend zu kleiden. Und sie gefiel sich in dieser Art Bekleidung, verstand es, ihren Reiz hervorzuheben und zu unterstreichen.
Diesen geübten Blick und den sicheren Griff hatte sie natürlich auch in den edlen Boutiquen der Innenstadt, nur unterschied sie sich dort nicht so sehr von den gelangweilten Gattinnen und Geliebten abwesender Erfolgsmenschen und den von Termindruck geplagten Karrierefrauen.
In ihrer eigenen verborgenen Welt jedoch setzte sie die Maßstäbe und erntete reichlich Anerkennung für Auftreten und Handeln.
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Sie fühlte sich wohl in ihrem Beruf, auch wenn manche sie schief ansahen dabei.
Ihr Haus, in dem die Betuchten und wirklich Einflussreichen aus- und eingingen, brachte so viel Geld, dass der übliche Mist des Milieus nicht erforderlich war. Es stellte eine Investition seiner Betreiber in ein legales Standbein dar. Genaueres wollte sie gar nicht wissen. Sie war als Geschäftsführerin fest angestellt mit attraktiv ausgestaltetem Vertrag und im Hause selbst wie auch in seinem Umfeld herrschte Ruhe, was darauf schließen ließ, dass es von den wirklich Großen des Gewerbes betrieben wurde. Für den Fall, dass hier mal durchgeknallte Kriminelle den Laden übernehmen wollten, hatte sie aber ihr Konto bei einer Züricher Bank und ein Depot auf den Kayman lslands.
Frau wußte ja nie.
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