Friedhof

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Kastor Aldebaran

Tief hatte sie sich heruntergebeugt, entsprechend hoch war ihr Po gekommen. Der Stoff des Röckchens schaffte es nicht, zu bedecken, was sich darunter befand. Sie trug einen winzigen, blutroten String, der kaum etwas verborgen hielt.
Doch der Anblick blieb mir nicht lange erhalten, leider. Stattdessen schaffte sie es, die Urne aus dem Grab zu ziehen, nachdem sie ihren anderen Arm zur Hilfe genommen hatte. Sofort stellte sie sie neben sich, stand auf und starrte auf das Gefäß herunter, als wenn sie sich nicht sicher war, wie sie weiter vorgehen sollte. In dieser Situation war sie vermutlich nicht oft.
Bei der Beobachtung hatte ich eins vergessen. Mich selber in Sicherheit zu bringen. Jetzt stand sie seitlich zu mir und sah sich plötzlich um, als wenn sie befürchtete, entdeckt zu werden. Genau das war der Fall, sie konnte mich sehen und blieb wie angewurzelt stehen. Deutlich war ihr anzusehen, dass sie geschockt darüber war, dass ich es mitbekommen hatte und ich suchte nach einer Möglichkeit, der Situation zu entkommen. Zur eigenen Überraschung trat ich die Flucht nach vorne an. Ich kam aus meiner Deckung und trat neben sie, sah auf die Urne herunter.
„Normalerweise haben solche Dinger einen Klick oder Schraubverschluss, falls es sie interessiert!“, erklärte ich ihr und sie sah mich ungläubig an. Damit hatte sie sicher nicht gerechnet, schaffte es nicht, irgendwas zu sagen.
„Ach ja, dann kommen sie aber noch nicht an die Asche heran. In der Urne ist eine Kapsel, die sie aufmachen müssen, um an die Überreste heranzukommen. Das ist aber nicht ganz einfach und ohne Werkzeug werden sie sich die Fingernägel abbrechen!“
„Bitte?“, hörte ich ihr erstes Wort, obwohl ich den Eindruck gewann, dass ihr klar war, dass ich wusste, worüber sie gesprochen hatte.
„Geht nicht ohne Werkzeug!“, wiederholte ich bedächtig und wunderte mich darüber, dass ich mir ein Lächeln abgewinnen konnte.
Langsam realisierte sie, dass ich nicht von der Friedhofsverwaltung war. Auch sah ich nicht danach aus, als wenn ich sie verpfeifen wollte. Daher entspannte sie sichtlich.

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