Friedhof

31 23-35 Minuten 0 Kommentare
Friedhof

Friedhof

Kastor Aldebaran

„Schön ist es hier!“, meinte sie und sog die würzige Luft in ihre Lunge hinein.
„Oh ja, ich liebe es. Es ist wunderschön, ich liebe die alten Bäume!“, war ich mir sicher und Anny lachte leise.
„Was los?“, wollte ich wissen.
„Du scheinst ein ruhebedürftiger Mensch zu sein. Friedhof, Park! Was noch? Du bist sicher alleine, keine Frau, keine Kinder. Könnte ich mir jedenfalls vorstellen. Und wenn doch, scheinst du dem zu entfliehen!“
Ich sah Anny einen Moment von der Seite aus an, musste darüber nachdenken, was sie sagte. Sie hatte es genau getroffen, vielleicht spürte sie es bei mir.
„Ja, ich mag keine Aufregung, keinen Trubel. Eigentlich mag ich nicht einmal andere Menschen!“
„Ah ha, daher auf dem Friedhof. Die Toten sind immer ruhig, quatschen einen nicht voll, geben keine Widerrede. Ein perfekter Ort für einen Menschen wie dich!“
„So ist es!“, gab ich zu.
„Und jetzt komme ich und hole dich aus deiner Komfortzone heraus. Dabei hättest du es nicht einmal machen müssen. Warum?“, wollte Anny wissen und ich zuckte mit der Schulter.
„Keine Ahnung. Ist einfach so!“
Anny blieb stehen, stellte sich vor mich hin und sah mir von unten herauf direkt in die Augen.
„Du bist ein komischer Mensch, weißt du das eigentlich. Seltsam bei dir ist für mich allerdings, dass ich dir sofort vertraut habe. Schon in dem Moment, als ich dich entdeckt habe, wusste ich, dass du mich nicht verpfeifen würdest. Auch bin ich schnell innerlich ruhig geworden, als wenn ein Teil von dir auf mich übergehen würde. Das habe ich in der Form noch nie erlebt!“, war sie sich sicher.
„Solange du es magst, ist alles in Ordnung!“
In diesem Moment nahm Anny eine meiner Hände in ihre, hielt sie locker umschlossen und es schien, als wenn sie für wenige Sekunden in sich selber hineinhörte.
„Ja, sehr!“, antwortete sie mir kurz und ließ mich los.
„Wenn das so weitergeht, wird es nichts mehr mit meiner Rache!“, murmelte Anny.
„Wäre das so schlimm?“
„Ich weiß nicht. Er hätte es verdient!“
„Wirklich? Was hat er getan? Warum bist du derart sauer auf ihn?“, fragte ich mit einer ruhigen Stimme.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 3099

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben