Frivola - Teil 2

10 6-11 Minuten 0 Kommentare
Frivola - Teil 2

Frivola - Teil 2

Andreas

„Wo ist Frieda denn? Sie wollte mich doch sehen?“ Ich versuche nicht allzu enttäuscht zu klingen, denn ich mag Gusti und Gerda fast genauso gern. Die Mädchen kichern ein bisschen, als ich mich suchend umsehe. Gerda lotst mich in die Küche, wo wir uns zu dritt auf die Eckbank setzen. Gerda steckt sich eine Zigarette an, setzt einen geheimnisvollen Blick auf. „Keine Angst! Frieda stößt später zu uns.“ Gusti legt ihre Hand auf die meine, sekundiert ihrer Freundin: „Es ist so, lieber Toni!“, macht sie mich neugierig. „Wir wollen mit Dir am Ufer spazieren gehen. So einen kleinen Familienausflug machen. Stell Dir mal folgendes vor: Du bist ein Mann, der seine Schwester besucht. Sie hat Dich gebeten mit ihren halbwüchsigen Sprösslingen den Nachmittag zu verbringen. Da gibt es Deine kesse Nichte Gusti, vielleicht um die 18…“ Jetzt spüre ich Gerdas Hand an meinem Arm, die den Satz zu Ende bringt: „Und ihren etwas älteren Bruder, den frechen Gerd! Mama Frieda hat einen dringenden Termin, der unaufschiebbar ist. So ist es Dein Los auf uns Zwei aufzupassen! Traust Du Dir das zu?“ Sie grinst mich vielsagend an. Ich denke bei mir, dass es spannend wäre, und beeile mich zuzustimmen. Ich weiß, dass sie von mir erwarten mit dem nötigen Ernst bei der Sache zu sein. Deshalb stelle ich mich ganz auf meine neue Rolle ein. Erst einmal ziehe ich Gerd(a) die Zigarette aus dem Mund, um sie im Aschenbecher auszudrücken.

Die begabte Schauspielerin füllt ihre neue Identität mit Leben, indem sie entnervt die Augen verdreht. Sie gibt sich ganz wie ein halbwüchsiger Flegel, der sich nichts sagen lassen will. Ich werfe Gerd einen mahnenden Blick zu, worüber sich Gusti hämisch freut. Um die Situation zu entspannen, schlage ich vor an den See zu gehen. Das Spiel kann beginnen! Wir laufen die Seestraße lang, einer malerisch gelegenen Uferpromenade. Wir sehen Segelschiffe, die bei strahlend blauem Himmel noch einmal aufs Wasser dürfen. Ein SA-Trupp ist auch unterwegs, denen Gusti eine heimliche Nase dreht. Zum Glück sieht es keiner, denn es gibt jetzt schon viele, die mit den Braunen sympathisieren. Wir schieben uns an den letzten Sommerfrischlern vorbei, die Schwäne fütternd am Wasser sitzen. Nun führt uns ein Kiesweg zur Schmugglerbucht. Es wird gleich viel ruhiger, da dieser Platz den Einheimischen vorbehalten ist. Hier herrscht ein urtümlicher Charakter, der gut ohne gepflegte Blumenrabatten auskommt.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 10250

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben