Frivola - Teil 2

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Frivola - Teil 2

Frivola - Teil 2

Andreas

Ich mache mich auf den Weg, denn sie hat nach mir gerufen. Ich werde pünktlich sein, das gebietet der Respekt. Eine solche Frau lässt man nicht warten! Frivola erwartet mich in ihrer Wohnung, die sie mit ihren Freundinnen bewohnt. Auguste und Gerda, beide im ´Fleurs du Mal’ beschäftigt, wie eben Frivola auch. In diesem kleinen Cabaret, oder Brettl wie man in Bayern sagt, treten die Damen gemeinsam auf. Dort lernte ich sie kennen, durfte sogar bei einem ihrer exquisiten Rollenspiele mitwirken. Eine besondere Ehre für mich, da Frieda, wie sie in Wahrheit heißt, sehr wählerisch ist. Es ist Sonntag, kurz vor zwei. Ein warmer Oktobertag bringt den Sommer noch einmal zurück. Der See liegt ruhig in der Herbstsonne, als ich über die Rheinbrücke gehe. Frieda, wie Frivola bürgerlich heißt, wohnt in der Nähe des Münsters. Diese altehrwürdige Kirche wurde im 6. Jahrhundert nach Christi erbaut. Es ist ein eindrucksvolles Gebäude, das ehrfurchtgebietend alles neben sich überstrahlt. Frivolas besondere Aura zeigt bei mir eine ähnliche Wirkung!

Ich bin gespannt, was dieser Tag bringen wird. Ich gestehe, dass ich mich in Frieda verguckt habe, weiß aber auch um die Hoffnungslosigkeit meiner Gefühle. Frivola ist ein Mensch, der sich nicht vereinnahmen lässt. Sie liebt das Spontane, hat Angst ihre Freiheit, durch eine feste Bindung verlieren zu können. Hinter der romanischen Kathedrale verstecken sich kleine Gassen, von denen eine zu ihrer Wohnung führt. Ich passiere den Münsterplatz, auf dem sich auch heute viele Leute aufhalten. Die Stadt am See ist auch in dieser Jahreszeit gut besucht, trotz der anhaltenden Wirtschaftskrise. Ja, das Jahr 1931 ist ein schwieriges Jahr für unsere junge Republik. Die ständigen Steuererhöhungen und die anhaltende Arbeitslosigkeit treiben die Menschen in die Arme derjenigen, die einfachste Lösungen versprechen. Ich hingegen eile einer ganz anderen Verführerin entgegen, ziehe ihre Politik der Ekstase den dumpfen Parolen vor! Endlich erreiche ich das zweistöckige Wohnhaus, indem die Mädchen vier Zimmer teilen. Im Erdgeschoß ist ein Trödelladen, der von einem netten, älteren Herrn betrieben wird. Ich drücke den Klingelknopf unter ihrem Namen: Frieda Volani.

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