Frivola - Die Schulstunde

Teil 4

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Frivola -  Die Schulstunde

Frivola - Die Schulstunde

Andreas

Sie trägt ein streng wirkendes, hochgeschlossenes Kleid. Ihre kastanienbraunen Haare hat sie zu einem Dutt zusammengesteckt. Um ihren weißen Schwanenhals baumelt ein silbernes Kruzifix. Es fehlt nur noch die Haube und sie hätte wie eine der Ordensschwestern ausgesehen, die hier vor Jahrzehnten den Unterricht abhielten. Wir überlegten lange, ob sich Frivola als solche verkleiden sollte, entschieden uns dann aber dagegen. Frau Hollberg ist katholisch und wir waren nicht sicher, ob sie eine solche Maskerade als zu ketzerisch empfunden hätte. So beschränkt sich Frieda auf die Rolle der wilhelminischen Lehrerin, die sie längst zu ihrem zweiten Ich perfektioniert hat. Bertha sieht sie mit großen Augen an, kann ihre Bewunderung kaum verhehlen. Nun geht die Tür auf und zwei übermütige Schulmädel stürmen hinein. Auguste und Gerda sehen allerliebst aus, wie sie mit fliegenden Zöpfen zu ihrer Schulbank rennen. Die Tornister auf den Rücken geben dem Ganzen eine authentische Anmutung, welche durch die halbkurzen Backfischkleider noch verstärkt wird. Meine Rolle ist die des Hausmeisters, der sich im hinteren Teil des Raumes in Stellung bringt. Witwe Hollberg gibt eine Bevollmächtigte der Schulbehörde, die dazu aufgerufen ist, Friedas Unterricht beizuwohnen und daraufhin zu bewerten. Sie macht ein ernsthaftes Gesicht, das Frieda als Startsignal wertet.

„Auguste, Gerda! Wir haben heute einen Gast bei uns. Frau Hollberg möchte sich ein Bild über euren Leistungsstand machen. Ich werde euch also Fragen stellen, die ihr dann umgehend zu beantworten habt. Ich hoffe, dass ihr gelernt habt, wie ich es euch aufgetragen habe! Ich fange mit dir an, Gerda!“

Das schmale Mädchen muss vortreten, während die drallere Gusti in der Bank sitzen bleibt. Frieda mustert ihre Schülerin, der man die Nervosität deutlich ansieht. Es kommt die erste Frage.

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