Gerda rutscht unruhig auf ihrem Stuhl. Das geile Fräulein reibt ihr Spältchen an der Sitzfläche. Sie erwartet etwas ganz bestimmtes, freut sich schon sehr darauf. Wir hören Augustes Schreie, die an Lautstärke deutlich zunehmen. Hartmut scheint sie mit der Hand zu versohlen. Ich weiß, wie es sich anhört, wenn man Gustis Blanken ausklatscht. Dieses spezielle Geräusch erkenne ich unter Hunderten! Frieda setzt eine ernste Miene auf. Sie geht ganz langsam auf Gerda zu, die sie mit großen, unschuldigen Augen ansieht. Ich steige in das Spiel ein, indem ich Madame einen zarten Hinweis gebe: „Gerda scheint etwas angestellt zu haben. Sieh nur, wie sie dasitzt! Man könnte fast meinen, unter ihrem Stuhl sei ein Feuer ausgebrochen. Vielleicht sagt sie dir ja, was mit ihr los ist…?“
Frieda zupft an Gerdas Ohrläppchen, zwingt sie dadurch, ihr ins Gesicht zu schauen. Sie befragt Gerda: „Hast du womöglich etwas mit Augustes Strafe zu tun? Bist du gar schuld daran, dass ihr Herr Keller den Popo versohlt? Sag die Wahrheit, Mädel! Ich möchte sofort wissen, was du getan hast…!“
Gerda druckst herum, scheuert den Stuhl mit ihrem Hinterteil blank. Gusti jault indessen so schlimm, dass einem angst und bange wird. Frieda zieht etwas stärker an Gerdas Ohr. Jetzt antwortet sie ihr:
„Herr Keller hat mich neulich in der Stadt getroffen. Wir unterhielten uns ein wenig über dies und das. Er fragte mich, wo Auguste wäre. Ich hab ihm erzählt, dass sie bei einem älteren Herrn sei. Herr Keller wollte wissen, was Gusti da macht. Na ja, da sagte ich ihm eben, dass sie Geld bekommt, wenn sie der Alte ein bisschen auf den Popo hauen darf. Ich ahnte ja nicht, dass er gleich so wütend wird.“
Frieda und ich kennen den älteren Herrn. Er heißt Müller und führt ein gut gehendes Antiquitätengeschäft. Auguste besucht ihn einmal im Monat. Alfons Müller ist ein netter, sympathischer Mensch.
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