Für alle Sinne

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Für alle Sinne

Für alle Sinne

Yupag Chinasky

Noch als er ankam, habe er sich stark gefühlt, cool und clever, einer, der alles voll im Griff habe, so wie die anderen geilen Typen, für die er aber nur Verachtung habe, er habe auch mit keinem einzigen geredet, nur mit der Louisa und dieser Rose, die ganz nett und sympathisch war. Schon mit der anderen, dieser Flor habe er so gut wie kein Wort gewechselt, nicht nur, weil er nicht Spanisch könne, sondern weil er ganz plötzlich gemerkt habe, dass es nicht gehen würde, im Bett, weder mit der einen, noch mit der anderen und mit beiden schon gar nicht. Auch nicht mit der Flor, die ihm als Typ sehr gefallen habe und er auch neugierig gewesen sei, weil er es mit einer Schwarzen noch nie getrieben habe. Aber schon als diese Rose sich das Kleid ausgezogen habe, sei ihm klar geworden, dass er versagen würde, dass er aus lauter Angst und Verklemmung keinen mehr hochbekommen würde, dass die ihn auslachen würde, dass ihm das so was von peinlich sein würde, dass er sich auch als Mann gedemütigt fühlen wurde. Vielleicht hätte er es doch noch mit der Rose geschafft, die war verständnisvoll und geduldig, aber nur wenn er alleine mit ihr gewesen wäre, so ganz in Ruhe und ohne Druck, so wie daheim im Ehebett. Aber in diesem Saal, umgeben von lustigen, vögelnden Paaren, beobachtet von einer geilen jungen Schwarzen, die er wirklich wollte, diese kleine Hure, auf die er geil war, aber genau die hätte er nie und nimmer vögeln können und alles was davor notwendig ist, abtasten, küssen, aufgeilen, all das hätte er schon nicht gekonnt. Die Erkenntnis, dass er es nicht schaffen würde, hätte ihn schließlich immer wütender gemacht. Und als diese Schwarze dann tatsächlich vor ihm lag, mit ihren geöffneten Beinen, mit all diesem roten Fleisch umgeben von schwarzer Haut, da sei er tatsächlich ausgerastet, aber nur kurz. Statt dass seine Gier und seine Wollust endlich auf Fahrt gekommen seien, sei die ganze Lust auf null abgesackt, statt Lustgefühle nur Versagensängste. Noch bevor dieser Luis gekommen ist und mich rausgeschmissen hat, war ihm klar, dass er einen großen Fehler gemacht hatte. Er hätte ja einfach Nein sagen können, lass uns zurück gehen, einen trinken, hätte er sagen können oder er hätte abreisen können, noch in der Nacht. Alles wäre besser gewesen, als die beiden zu bedrohen, die ja wirklich nichts Böses getan hatten, aber nun sei es so gekommen, wie es gekommen ist. Das täte ihm wirklich leid. Und dann sei doch noch etwas Unfassbares geschehen, denn seltsamerweise sei er immer geiler geworden, je länger er durch die Nacht gefahren sei und er habe gemerkt, dass es doch gehen würde, aber nicht mit solchen Weibern, nur mit einer wie mir, einer die mir erst einmal zuhört, denn diese Geschichte musste er loswerden und wem hätte er sie erzählen können, wer hätte ihm zugehört und ihn verstanden. Nur ich habe geschafft, was diese teuren Edelnutten nicht zustande gebracht hätten. Und deswegen würde er mir von ganzem Herzen danken.

Ich bin aufs Neue gerührt. Wir küssen uns zum Abschied erneut und zwar auf den Mund, wie es sich gehört und einen Moment denke ich, er will noch einmal, aber dann denke ich, genug ist genug und gehe hinaus in die kühle Herbstluft und genau in diesem Moment geht die Sonne auf.

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