Für alle Sinne

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Für alle Sinne

Für alle Sinne

Yupag Chinasky

Männer bräuchten in solch einer verführerischen Umgebung einfach Alkohol im Blut, um aufzutauen, schließlich seien sie ja gekommen, um ihren Spaß zu haben.

An jedem Tisch stehen drei bequeme Stühle, einer ist jeweils besetzt. Auf den Tischen Teller, Besteck, Gläser, weiße Stoffservietten und die Visitenkarte mit dem Decknamen. Louisa stellt uns der Reihe nach vor, natürlich auch nur unsere Decknamen. Danach beginnt die Verlosung. Luis sammelt die Visitenkarten der Frauen ein und legt sie in einen umgestülpten Hut. Dann kommt Luigi der Koch, ins Spiel, er zieht jeweils eine Karte und ordnet sie reihum den Gästen zu, wie schon gesagt, alles ist nur Show, alles fake, aber die Gäste haben die Illusion, dass es Zufall ist, wer zu ihnen kommt und somit kein Grund besteht, zu meckern oder sich zu beschweren. Wir suchen dann unsere Herren auf, begrüßen sie, stellen uns noch einmal selbst vor und setzen uns zu ihnen. Louisa wünscht noch allen eine wunderschöne Nacht, die jetzt gleich mit dem Dinner beginnen wird. Man könne, so ihre abschließende Bemerkung, im gegenseitigen Einverständnis die Begleitpersonen auch jederzeit austauschen.

Jetzt kommt der entscheidende Moment, jetzt werden die Weichen gestellt, jetzt beginnt entweder eine fröhliche, angenehme Nacht oder es wird ein krampfiges, eher lustloses Abspulen des Programms, wobei der Gast niemals, wirklich niemals merken darf, dass wir keinen Spaß haben, wir müssen immer ganz wild auf ihn sein, gute Laune verbreiten, Erregung erzeugen, perfekte Unterhaltung bieten. Das erwarten sie von uns und das haben wir verdammt noch mal auch zu bieten, in diesem verdammt teuren Programm, aber Anspruch und Wirklichkeit sind nun mal zwei verschiedene Dinge. Siegfried schien ganz in Ordnung zu sein. Ein Mann in den Fünfzigern, schlank, recht gut aussehend, vermögend, sonst wäre er nicht hier, willig, sonst hätte er dieses Programm nicht gebucht.

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