Der Gast war gerne bereit, ihm zu helfen und so kam es, dass sie sich in Kyoto trafen und dort einen unvergesslichen Abend in einem verschwiegenen Teehaus verbrachten, einen Abend, der ihn sehr beeindruckte und schließlich auch auf die richtige Idee brachte. Am faszinierendsten fand der Gastronom, wie sich in der japanischen Kultur Kunst und Erotik mühelos miteinander verbanden. Übernehmen konnte er das Konzept des verschwiegenen Teehauses freilich nicht, dafür fehlte hier die Jahrhunderte lange Tradition und die Unbekümmertheit, mit der die Japaner den sexuellen Aspekten gegenüber stehen. Hier bleibt ein Puff ein Puff, auch wenn es noch so edel daherkommt und in einem Sternerestaurant zu vögeln, gilt als sehr unschicklich. Seine Idee, neben oder während des Essens der fleischlichen Lust nachzugehen, indem man einfach die Tabletts mit den Köstlichkeiten beiseiteschiebt, ein Futon ausrollt, vielleicht noch einen Paravent aufstellt, ließ sich nicht durchsetzen. Aber der Keim für sein Konzept war gelegt und er tüftelte lange herum, wie er die wesentlichen Elemente einer Nacht mit willigen Geishas, die wirklich zu allem bereit waren, in sein kulinarisches Basisprogramm übernehmen könnte. Als er dann mit ausgewählten Gästen, das ungewöhnliche Programm testete, war er selbst überrascht, welchen Erfolg das Angebot "Für alle Sinne" schon nach kurzer Zeit hatte.
Wie jedes bessere Lokal brauchte auch das verschwiegene Landhaus seine Ruhetage. Es waren der Dienstag und der Mittwoch, erfahrungsgemäß die Tage mit dem geringsten Gästeaufkommen und damit dem kleinsten Umsatz. An diesen Tagen blieb die Küche kalt und die Hotelzimmer standen leer. Es wurde geputzt, repariert, bilanziert, vorbereitet, aber die Mehrzahl der Angestellten, guter Service braucht nun mal sein Personal, hatte frei.
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