Simone hatte ihr Haar hochgesteckt und trug einen kurzen, grün schimmernden Rock, der ihr bis zur Mitte der Oberschenkel reichte. Ihre Füsse steckten in schwarzen Schnürstiefeln. Der Rock war weit ausgeschnitten und liess Simones glockenförmige Brüste erahnen. Sebastian schluckte leer. Sie war betont sexy angezogen, was ja dem Zweck entsprach. Ausziehen würde sie sich ohnehin müssen, und befingern würden sie sie sowieso, also konnte sie sich gleich in attraktiven Klamotten präsentieren. Simone dachte und fühlte pragmatisch. Das Schreiben der Regierung war als Befehl aufzufassen, und je besser sie sich fügte, desto rascher würde sie ihren Sebastian wieder in die Arme schliessen können. Sie liebte ihn sehr, durchaus – aber was das Körperliche anging, war sie unkompliziert und hatte jahrelang gemodelt. Von Simone existierten Tausende von Fotos, die alles von ihre zeigten. Sebastian hatte Jahre gebraucht, um damit klarzukommen – aber mittlerweile sah er das auch relaxed und war sogar stolz auf seine hübsche Frau, ihren Nabel, ihre Muschi, ihre Schenkel und die lackierten Zehennägel.
«Gehen wir», seufzte Sebastian. Mittlerweile war es 18:20 Uhr; Sebastians Wagen stand in der Garage bereit. Er verfügte über einen schwarzen Renault Scénic, ein teures Modell aus dem letzten Jahrzehnt, das er mit grossem Stolz fuhr und das er der Bequemlichkeit wegen schätzte. Er fand das Auto standesgemäss – Sebastian leitete eine Versicherungsagentur, hatte bis dahin nicht schlecht verdient und stellte das – ohne gleich zu protzen – auch gerne zur Schau. Als Simone ins Auto stieg, liess sie ihr hellblaues Höschen blitzen, was Sebastian nicht entging. Seine Schläfen pulsierten, so erregt war er. Tief in seinem Innersten fesselte ihn der Gedanke, dass seine Geliebte sich 5 Stunden lang in einer Bar zeigen würde, Mittelpunkt allen männlichen Begehrens, Projektionsfläche für Spiele aller Art.
Um 18:55 Uhr fuhren die beiden vor der Neonreklame der Grotenbar vor. Sebastian atmete auf, dass sie pünktlich waren… überall waren Strassensperren aufgestellt, aber wie durch ein Wunder waren sie durch niemanden aufgehalten worden. Zwei uniformierte Männer flankierten die dunkle Eingangstür und kamen gemessen Schrittes auf das Auto zu. Sie musterten die hübsche Simone unverhohlen, schenkten aber Sebastian keine Beachtung. Mit einem langen Zungenkuss hatte er sich noch in der Garage von seiner Frau verabschiedet – wohlweislich, denn die Beamten hätten sich provoziert fühlen können, wenn er Simone vor der Grotenbar an sich gedrückt und geküsst hätte. Einer der beiden Uniformierten legte Simone ungeniert die Hand auf den Hintern und geleitete sie ins Lokal. Die fremde Männerhand auf Simones Hintern prägte sich unauslöschlich in Sebastians Gedächtnis ein. Er wendete den Wagen, gab Gas und verliess die Stätte des Ungemachs, so rasch er konnte. Noch während der Nachhausefahrt kamen ihm die Tränen – noch nie hatte er sich dermassen ausgeliefert gefühlt – und er wusste noch nicht einmal, in welche Richtung sich das Land bewegte, in dem er schon so lange und gerne lebte. Nationalismus? Faschismus? Sozialismus? Oder etwas ganz Neues? Glückliche, frei atmende Menschen? Bilder der Kapuzenmänner, die den Präsidenten erschossen hatten, durchzuckten sein Gehirn – und er befürchtete eher eine Art Brachialismus.
Fummeleien mit Simone
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