Simone beschloss, nichts zu denken und sich einfach von der Musik treiben zu lassen. So kam es am besten heraus, so hatte sie es in den paar Table Dance Lektionen gelernt, die man ihr gegeben hatte, in früheren Jahren, als der Staat seinen Namen noch verdient hatte. Sie schüttelte ihr Haar, das ihr verschwitzt in die Stirn hing und steigerte die Trance der Zuschauer. Als die Nummer verklang, kletterte sie vom Tisch herunter und warf sich, splitternackt wie sie war, dem Erstbesten an den Hals. «Heeey…», sagte dieser, aber Simone wollte es so. Sie wollte Treibende sein und keinesfalls Getriebene, Entscheidende und keinesfalls eine, über die entschieden wurde. Sie war sich ihrer sexuellen Macht bewusst und hatte beschlossen, alles aus den noch bevorstehenden drei Stunden heraus zu kitzeln. Sie war hier, um Vergnügen zu bereiten – wer wusste, was auf sie wartete, wenn sie wieder zuhause bei Sebastian war… eingeschlossen in ihre kleine Wohnung… die sie nur unter grössten Vorbehalten verliess.
Dann explodierte der Dampfkochtopf. Die Männer konnten nicht mehr an sich halten, alle wollten Simone. Grosszügig wechselten sie sich ab und überliessen Simones Muschi, ihren Anus und ihren Mund dem nächstbesten – und nächstbegierigen – Kollegen. Sie war dermassen entspannt, dass sich die Männer über eine Stunde lang an ihr sattbumsen konnten und ihren Körper bis ins letzte Detail kannten. Die älteren Herren nickten einander anerkennend zu, die jüngeren unter ihnen klatschten sich ab.
Und der Zeiger rückte gegen Mitternacht. Simone hatte keine Geheimnisse mehr. Sie ahnte, dass sie wieder eingeladen würde, falls man das so nennen kann. Und bald würden auch diese Männer keine Geheimnisse mehr haben. Sie würde ihnen Staatsgeheimnisse entlocken, schwebte ihr vor, eine Revolution anzetteln, einen Staatsputsch organisieren… und sie würde sich als politische Heldin feiern lassen. Bis dahin aber war ein langer Weg, und ein Weg, zu politischen Erfolg zu gelangen, würde hemmungslose Hingabe sein, wieder und wieder. Aber es würde nie so sein, dass ihr die Männer das Gehirn aus dem Kopf fickten. Es würde eher so sein, dass sie es war, die den Männern das Gehirn aus dem Kopf fickte.
Während sie so fabulierte, rückte der Zeiger auf 23:30 Uhr. «Ab unter die Dusche, Luder», hörte sie einen der Männer sagen. Simone reinigte sich unter den laufenden Kameras, crèmte sich die Vulva ein und machte sich vor einem riesigen Spiegel frisch. Sie wirkte blass und abgekämpft, war aber stolz, einen Anknüpfungspunkt an den Kapuzenstaat gewonnen zu haben.
Als könnte sie Gedanken lesen, standen plötzlich zwei Kapuzenmänner neben ihr, hakten sich bei ihr ein und führten sie zum Ausgang. «Draussen wartet Dein Lover», sagten sie verächtlich. «Aber wir holen Dich wieder. Dann wenn es uns passt».
Sebastian war vollkommen durcheinander. Er wirkte übernächtigt, hatte zwar tief geschlafen, aber der Wecker hatte ihn brutal hochgerüttelt. «Was haben sie Dir getan?», fragte er, ohne sie anzublicken. «Ooch», antwortete Simone. «Billard. Wir haben ein bisschen Billard gespielt».
«Ist das alles», fragte Sebastian.
«Das ist alles», antwortete Simone.
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