Sie dachte zurück an die ersten Male, als ihr Herz wild pochte, wenn sie ihn erwartete. Die Mischung aus Angst und Verlangen, das Prickeln, wenn sie die Hotellobby betrat, den Schlüssel entgegennahm, als wäre sie auf einer geheimen Mission. Inzwischen war Routine eingekehrt, doch das Gefühl von Besonderheit blieb. Vielleicht, weil sie wusste, dass alles jederzeit enden konnte. Vielleicht, weil sie spürte, dass sie die Kontrolle hatte – über sich, über ihn, über das, was zwischen ihnen geschah.
Sie erinnerte sich an seine Hände, die forschend über ihre Haut glitten, an seine Stimme, die leise ihren Namen flüsterte, an seinen Blick, mit dem er sie ansah – bewundernd, begehrend, manchmal mit einem Hauch von Unsicherheit, manchmal mit einem Hauch von Traurigkeit. Das gefiel ihr. Sie mochte es, dass er sich Mühe gab, dass er sie überraschte, dass er sie immer wieder neu entdecken wollte. Auch mochte sie es, dass er nie fragte, ob sie glücklich war, sondern einfach annahm, dass sie es war, solange sie blieb.
Sie dachte an alles, was sich mit der Zeit verändert hatte. Anfangs war es das Verbotene gewesen, das sie angezogen hatte, das Kribbeln, das Unbekannte. Doch je öfter sie ihm begegnete, desto mehr spürte sie, wie viel sie über sich selbst lernte – über ihren Körper, ihre Lust, ihre Sehnsüchte. Bei ihm konnte sie Dinge aussprechen, die sie nie zuvor gewagt hätte. Wünsche, Fantasien, Unsicherheiten. Es gab keine Scham, keine Angst vor seinem Urteil. Sie fragte sich nie, ob er sie billig fand, zu fordernd, zu direkt. Sie wusste einfach, dass sie bei ihm alles sagen durfte.
Er half ihr, ihren Körper anders zu betrachten. Nicht, indem er sie lobte oder Komplimente machte, sondern weil er sie ansah, als wäre sie ein Kunstwerk. Weil er jede Kurve, jede vermeintliche Unvollkommenheit mit einer Selbstverständlichkeit liebte, die sie tief berührte. Ihre zu kleinen Brüste, der leichte Bauchansatz, die nicht ganz straffen Oberschenkel – alles, was sie sonst zu verstecken versuchte, wurde bei ihm zu etwas Schönem, etwas Weiblichem. Für ihn war nichts davon ein Makel, sondern Teil ihrer Schönheit.
Für deine Zeit
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