Im Treppenhaus. Bei Zerino, dem Geigenbauer. Oder beim Maccellaio, dem Metzger, sie, über den Tresen gebeugt, er, von hinten in sie rein. Oder, aber den Gedanken liess Patrizia nicht zu, denn sie war eine hochanständige Frau, direkt bei ihr im Violinunterricht.
Von Stefano war sie sofort entzückt. Er wirkte etwas schlaksig in seiner Schlabberjeans, aber er war ja auch erst 18 Jahre alt, und das würde schon noch werden. Patrizia war eine Handfetischistin, wie das bei vielen Violinlehrerinnen der Fall ist. Sie lieben sehnige, grosse Männerhände über alles, und die Musikerinnen wagen es kaum, sich auszumalen, was ein Mann mit grossen Händen zu tun im Stande ist. Einmal abgesehen von Rachmaninov, der seine Riesenpranken ausschliesslich zum Zweck des Klavierspiels einsetzte. Um routinierte Professionalität zu wahren, sammelte sich Patrizia, atmete tief durch und bat Stefano herein. Aber ihre Schläfen pulsierten. Was für eine Sahneschnitte, was für ein wirklich geiler Typ dieser Stefano doch war… und das Schönste… er schien von seinem Charisma keine Ahnung zu haben. Stefano hatte nur Augen für Patrizias angenehme Rundungen, und ihre Rundungen, ihr fülliger Körper glich irgendwie einer Violine. Denn Patrizia hatte, wie Sabea in Stefanos Buch, eine Taille. Eine Taille, die zu umfassen für ihn alles bedeutet hätte. Aber Sabea war unwirklich, nur eine in Worte gegossene Gedankenfrau, Patrizia aber bestand aus Fleisch und Blut. Über Fleisch, Blut und eine wunderhübsche Lockenfrisur verfügte sie, mit ein paar widerspenstigen Kringeln in der Stirn. Patrizias Augen waren tief wie das Meer und verschlingend wie der Fluss, der in den Hades führt, der Acheron.
Patrizia kam rasch zur Sache und verlor lobende Worte über Stefanos Instrument. Es war nicht gerade eine Stradivari, die er vorzuweisen hatte, aber eine wunderschön gearbeitete Violine mit dunklen Zargen, die er von seinem Grossvater geerbt hatte.
Fuzzicato
39 12-19 Minuten 1 Kommentar
Fuzzicato
Zugriffe gesamt: 5461
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.
Musik in Vollendung
schreibt Tom-Übersee