„Können wir das nicht in meiner Wohnung besprechen?“, fiel ihm Gabi ins Wort. Das Ganze wurde ihr langsam peinlich, zumal es sich mitten im Treppenhaus abspielte. Die Leute hier waren neugierig, besonders die schreckliche Oma aus dem zweiten Stock. Die lästerte über alles und jeden, am liebsten aber über alleinstehende, junge Frauen wie Gabriela. Knut war einverstanden, folgte Gabriela in ihre Zwei-Zimmerwohnung. Gabi überlegte angestrengt, wie sie aus dieser Zwickmühle herauskam. Sie musste es schaffen, dass Knut ein Auge, oder am besten gleich beide zudrückte. Höflich bot sie ihm etwas zu trinken an. Knut entschied sich für einen Espresso, den ihr Vollautomat nach einem Knopfdruck brühfrisch ausspuckte. Sie saßen sich in der kleinen Küche gegenüber.
„Wie wäre es denn, wenn wir diese Geschichte unbürokratisch aus der Welt schafften?“
Gabi garnierte ihre Frage mit einem reizvollen Augenaufschlag. Knut blickte finster drein. Man sah ihm deutlich an, was er von derartigen Avancen hielt. Er wirkte richtiggehend erbost.
„Was meinen sie damit? Ich bin ganz sicher nicht bestechlich, Frau Benari! Wenn sie das Geld nicht aufbringen können, wird es wohl auf ein Mahnverfahren hinauslaufen. So leid es mir auch tut…“
Gabriela bekam feuchte Augen. In ihrer Verzweiflung fiel ihr eine Filmszene ein, die sie sehr beeindruckt hatte. Der Streifen hieß *Crawl*. In der besagten Sequenz hatte eine junge Frau Schulden bei ihrem Boss. Sie konnte sie nicht zurückzahlen und traf daraufhin eine Abmachung mit ihm. Er würde ihren Po solange mit Schlägen eindecken, bis die gesamte Schuld getilgt war. So absurd es sich anhörte, das Geschehen auf der Leinwand erregte Gabriela sehr. Ihre Augen suchten nach etwas in Knuts Gesicht, das ihr einen Hinweis geben konnte. Mochte dieser so kaltblütig wirkende Mensch vielleicht solche Spiele? Was hatte sie schon zu verlieren, außer ihrer Furcht? Wenn er nicht darauf einsteigen sollte, drohte ihr nicht mehr als der Mahnbescheid. Dann war sowieso Schluss mit lustig. Es blieb Gabriela keine andere Wahl, als es zu riskieren. Sie sah ihn an.
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