Game over

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Martina Bartels

Nun war sie ja schon etwas länger im Chat und kannte einen großen Teil der Leute. Manche nur flüchtig und andere etwas besser, mal wurde gemailt und einige kannte sie persönlich. Die meisten Chatter waren ihr sympathisch und nur wegen ihnen kam sie immer wieder in den Chat. Doch irgendwie war es zur Zeit nicht mehr so, die Stimmung war weg. Einige Chatter kamen kaum noch in den Chat und manche gar nicht mehr, ein Wechsel hatte statt gefunden. Es wurde eintönig, hallo... wie geht es dir...was hast du gemacht...was gibt es Neues...halt ein bisschen Smalltalk.Hier und da gab es auch mal etwas Cybersex, schließlich kannte sie ihre Spezis. Einige wahrscheinlich zu gut, denn es machte ihr keinen rechten Spaß mehr. Sicher es war prickelnd, manchmal auch ganz schön heiß, aber es fehlte etwas. Der Reiz, die Spannung war nicht mehr da, der Kick fehlte eben. Immer hatte sie die Zügel in der Hand. Sie konnte bestimmen, fordern, locken, alles lief nach ihren Regeln. Natürlich gefiel es ihr die Männer im Griff zu haben, welcher Frau würde das nicht gefallen?
Aber es war immer gleich. Manchmal kam sie unerkannt, um etwas Neues zu entdecken, aber das Schema blieb das Gleiche, sie konnte bestimmen und spielen, es gab keine Grenzen, es war ihr Spiel.
Aber dann, dann kam er!
Sie hatte seinen Namen schon öfters gelesen, aber unterhalten hatten sie sich noch nie. Außer ein Hallo und ciao, mehr war da nicht. Seine Art zu schreiben gefiel ihr. Er war offen, witzig, auch charmant, ja auch das war er. Es machte einfach Spaß ihn zu lesen. Er brachte sie zum Lächeln, immer wieder.
Irgendwann haben sie sich unterhalten, mehr als ein Hallo. Ein oberflächliches Gespräch, aber sehr amüsant. Es wurde gealbert, etwas geflirtet und immer wieder dieses Lächeln. Sie konnten sich auch ernsthaft unterhalten, aber meist ging es schnell wieder in eine Neckerei über. Es kamen die üblichen Fragen, wie alt...woher...was machst du...
Eine kleine Überraschung für sie war es, dass er etwas jünger war als sie. Aber man merkte es ihm nicht an. So ging es weiter, Ein bisschen reden, dann wieder etwas flirten und dieses Lächeln.
Das war der Einstieg, immer wieder lächelten sie und der Flirt wurde etwas intensiver, wechselte die Richtung. Es ging von ihr aus, ein bisschen reizen, etwas provozieren. Ihr Spiel, mal sehen wie weit er geht. Ob er darauf eingeht, oder ob er die Führung übernimmt, oder vielleicht doch Stopp...es reicht.
Er war etwas überrascht, aber scheinbar nicht abgeneigt. Er reagierte abwartend, blieb beim losen flirten. Ganz lieb und sanft und doch irgendwie verführerisch. Etwas an seiner Art gefiel ihr, sie konnte es selber nicht erklären, aber plötzlich war der Reiz da. Sie wurde vom Teufel geritten und legte es drauf an. Sie forderte ihn heraus. Reizte sie ihn auch, oder war es einfach nur Neugier? Er ging ein auf ihr Spiel.
Sie gingen in ein Separee, wo niemand mitlesen konnte und gaben sich den ersten virtuellen Kuss. Und plötzlich war der Reiz wieder da, das Prickeln. Ihr Atem ging schneller und das Herz pochte heftig.
Er erzählte ihr wie er sie streicheln würde und das sie einen aufregenden Körper hätte. Sanft würde er ihr Gesicht streicheln und einen Finger auf ihre vollen Lippen legen. Sein Kopf nähere sich langsam und er würde ihre Augenlieder küssen. Dann Millimeter vor ihrem Mund verharren und sie dann ganz zärtlich auf die Lippen küssen.
Sie spürte wie ihre feinen Nackenhärchen sich aufrichteten und ein Kribbeln durch ihren Körper lief. Gefesselt sah sie auf den Monitor und gierig sog sie seine Zeilen in sich ein.
Sein Kuss würde leidenschaftlicher werden, verlangender. Er würde ihr leise ins Ohr flüstern, wie sehr er sie begehrt. Ganz langsam würde er mit seinen Fingerkuppen und der Zungenspitze ihren Körper erforschen. Den Hals, die Brüste, den Bauch, die Innenseiten der Schenkel...
Unwillkürlich stöhnte sie leise auf und leckte sich über die Lippen.
Sie schrieb ihm von ihrer Erregung und das sie ihn ganz langsam ausziehen würde um seinen nackten Körper zu betrachten. Sie würde seinen Körper mit kleinen, feuchten Küssen bedecken und mit den Fingernägeln sanft seine Wirbelsäule abfahren.
Er erwiderte, sie solle sich ausziehen, für ihn.
Sie antwortete, dass sie ihm tief in die Augen sehen würde und langsam ihr Seidenhemd zu Boden gleiten lassen würde. Nackt stünde sie vor ihm und lächele ihn an.
Er würde ihren Blick erwidern und sie leise bitten sich um zu drehen. Er würde hinter ihr Knien und mit einem weichen Seidenband über ihren Körper gleiten. Über ihre Beine, die Schenkel, langsam höher bis zum Hals. Dann würde er sie küssen und ihr vorsichtig mit dem Band die Augen verbinden.
Unruhig rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her, spürte die Hitze zwischen ihren Schenkeln. Sie war aufgeregt, gespannt was passiert.
Schnell antwortete sie. Sie würde ganz still stehen bleiben und ihm vertrauen.
Er nähme sie an der Hand und führe sie durch die Wohnung, bis er sie sanft in einen Schaukelstuhl setzen würde. Ganz zärtlich streife er ihre Brust, wie ein Hauch, mit einer Feder würde er ihre Brustwarze umspielen. Dann tiefer wandern, über ihren Fuß streicheln, den Unterschenkel, die Knie...
Sie stellte sich diese Szene vor und ein Lächeln huschte über ihre Lippen.
Dann schrieb sie weiter. Mit einer Feder über die Füße, das kitzelt.
Wenn du mich sehen könntest würdest du nicht mehr lachen, du würdest zittern vor Erregung. Als nächstes würde ich deine Handgelenke an den Stuhllehnen festbinden. Nicht schmerzhaft, aber doch so, dass du einige Zeit brauchen würdest um die Fesseln zu lösen.
Sie schluckte und presste ihre Schenkel fest zusammen. Ich kann ihn nicht steuern. Das Spiel entgleitet mir. Diese Gedanken gingen ihr blitzschnell durch den Kopf. Aber ihre Erregung wurde immer stärker, er überraschte sie, das machte seinen Reiz aus.
Er fuhr fort. Dann würde ich deine Schenkel ebenfalls über die Armlehnen legen. Offen lägest du vor mir, wehrlos. Ich würde dich reizen, immer stärker, dir die höchste Lust bereiten.
Würde es dir gefallen so von mir verwöhnt zu werden?
Ohne zu überlegen schrieb sie schnell ein ja. Ja, es würde mir gefallen, du erregst mich, ich spüre die Hitze in mir.
Sie wollte den Text wieder löschen, doch aus einem Impuls heraus hatte sie schon die Entertaste gedrückt. Gespannt wartete sie auf seine Antwort.
Er schrieb weiter. Ich würde deinen Anblick genießen, deinen zitternden Körper, dein Stöhnen wäre Musik in meinen Ohren. Dann würde ich dir geben wonach du dich so sehr sehnst, würde deine Lust befriedigen und deinen Körper streichen bis die Wellen verklingen.
Unwillkürlich stöhnte sie auf und spürte ihre harten Brustwarzen. Ihr Mund war trocken und ihr Herz raste.
Schnell schreib sie weiter. Ich würde mir wünschen das du die Fesseln löst. Ich möchte dich berühren, dich spüren...
Er unterbrach sie. Du würdest mich gerne verwöhnen?
Sie überlegte kurz, versuchte das Spiel wieder in ihre Bahnen zu bringen.
Dich verwöhnen, nein, ich würde dich fertig machen, so reizen, das du mich bittest dich von deiner Lust zu erlösen.
Seine antwort kam schnell. Würde das Tuch dir nicht den Blick nehmen, dann würdest du das breite grinsen auf meinem Gesicht sehen. Deshalb würde ich nun die Augenbinde lösen und dir einen sanften Kuss auf die Lippen hauchen. Ich würde deinen flehenden Blick sehen, das Verlangen nach mehr in deinen Augen lesen. Dann würde ich dir meinen Finger an die Lippen legen und dir leise ein „mach es gut“ ins Ohr hauchen. Heute wollte ich dich verwöhnen. Es war ein Erlebnis. Ciao.
Schnell hakte sie in die Tasten. Das würdest du tun, gehen, einfach so? Warum?
Er antwortete noch einmal. Ich möchte dich wiedersehen, darum. Du erregst mich, wie noch keine andere Frau im Chat, aber ich liebe es Spiele zu spielen. Und dieses Spiel fängt gerade erst an.
Sprachlos sah sie auf den Monitor. Schwarz. Weg. Er hatte den Chat verlassen. Dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. War das nicht die Herausforderung die sie gesucht hatte? Sie war bereit, für die nächste Runde.

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