Schwitz, ich hab 's geschafft. Die Gazelle trippelt zum Einstieg. Ich lass ihr den Vortritt und... mir fährt ein kalt-heisser Schauer den Rücken hinunter. Die Sandalette der Gazelle, die goldene, trifft. Ganz leise macht es "flutsch". Die Gazelle macht "huch". Sie trippelt nach hinten im Bus. Aber es ist nicht so wie sonst. Die rechte Sandalette zieht sie nach, wie ein verwsundetes Reh seinen Lauf. Und wie das klebt. Grandios! Sie setzt sich auf den hintersten Sitz und atmet tief. Ich hör 's und freu mich auf das was kommt. Nun reibt sie die rechte Sandalette am Boden. Immer heftiger. Fetzen meiner weissen Knete lösen sich allmählich von der Sohle. Das Zitterfüsschen reibt immer aggressiver. Herrlich! In solchen Situationen stell ich vom Kaugummifreak ganz auf Gentleman um. Ich schlucke meine Knete diskret hinunter und begebe mich gefasst zu der Gazelle. - "Ich habe Ihr Problem erkannt, meine Dame", sage ich, zieh mein gebügeltes Taschentuch hervor und fahre fort: "Darf ich?" Ohne die Antwort abzuwarten, geh ich leicht in die Hocke, ergreife mit Respekt ihren rechten Fuss und poliere die Sohle ihrer goldenen Sandalette blank. Die Dame dankt 's mir mit befreitem Lächeln und bedauert mit süsser Stimme: "Nun ist aber ihr Taschentuch hin." - "Sei ein Samariter, wenn du Mitmenschen in Not siehst", erwidere ich trocken. Sie fährt süss weiter: "Darf ich mich mit einem Kaffee bedanken, Sie steigen doch auch am Bahnhof aus?" - "Ja, gewiss. Es ist mir eine Ehre." Ich bin gespannt, was sich nach dem Kaffee noch alles entwickeln wird und ob ich je erfahre, warum die Füsschen der Dame in den Sandaletten immer so scheu zittern.
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