Schneller als sonst strebte ich unserem Haus zu. Die kleinen Wölkchen, die vom kräftigen Wind getrieben wurden, verdeckten immer wieder den Mond und jeder Schatten, jedes Rascheln ließ mich hektisch den Kopf wenden.
Vermutlich würde mir Holger nicht folgen und doch war ich so aufgewühlt, dass mich alles erschreckte. Etwas war in mir zerbrochen, das Vertrauen in andere hatte einen Knacks wegbekommen.
Dabei jagten meine Gedanken genauso schnell dahin wie der Wind.
Warum hatte ich nicht zur rechten Zeit abgebrochen? Lag es nur daran, dass er mich so gekonnt manipuliert hatte, oder gab es tief in mir eine Seite, die das wollte?
Ja, irgendetwas war da, was es liebte, benutzt zu werden. Es gab diese Seite, die geführt und erniedrigt werden wollte, das erkannte ich, wenn ich in mich hineinhörte.
Aber da war noch mehr und das war stärker. Ich liebte Harmonie, Zärtlichkeit und brauchte Sicherheit. All das würde ich bei Holger nie finden, bei Norbert und Sandra schon. Bei ihnen konnte ich mich fallen lassen, hatte die Gewissheit, nicht ausgenutzt zu werden, weil ich genauso viel zurückbekam, wie ich gab. Mein Mann konnte auch dominieren, doch bei ihm gab es die Sicherheit, dass er die Grenzen kannte und mich nicht manipulieren wollte.
Es waren wichtige Erkenntnisse für mich und doch musste ich sie noch weiterverarbeiten, mit jemand teilen. Am liebsten mit Sandra. Zu ihr hatte ich, obwohl sie noch nicht so lange in meinem Leben stand, unbedingtes Vertrauen. Sie würde mich verstehen und mir Rat geben können, weil sie eine Frau war und auch eine devote Seite in sich hatte.
So hastete ich durch den Abend und meine Gedanken. Zum Glück waren es nur fünfundzwanzig Minuten Fußweg, aber ich atmete auf, als sich die Haustüre hinter mir schloss. Zügig ging ich in unsere Wohnung, legte die Jogamatte ab, zog mir was anderes an und ging hoch in die Wohnung.
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Je oller umso doller - Teil 39
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