Auch mit dem Lesen hatten die Menschen zunehmend ihre Mühe. Lesen hier, lesen da, lesen dort. Viel anderes konnte man gar nicht machen. Die Luft war aerosolverseucht, so die Idee von Menschen, die von Epidemiologie keinen Dunst hatten. Die Annahme dieser landesweiten Aerosolverseuchung führte dazu, dass sogar Joggerinnen im tiefen Wald angefeindet und als mögliche Superspreaderinnen stigmatisiert wurden. Und die Menschen trugen Masken, oh ja. Im Extremfall 2-3 Masken übereinander, und das alles, um den Tod 2-3 Jahre hinauszuzögern. Also las man tagein, tagaus. Die Tagespresse. Kiosk-Romane. Online-News auf sämtlichen Kanälen, die nur immer das gleiche Thema absonderten: Globale Statistiken zur Pandemie. Auch das weltweit von allen Regierungen anbefohlene Homeoffice bestand zu einem hohen Anteil vorwiegend aus… Lesen. Kneipen zu. Lesen. Irgendwo auf einem Gartenmäuerchen sitzend. Oder am Küchentisch, der gleichzeitig als Homeoffice-Biotop und zum Pizzateig wallen genutzt wurde.
Was tut man nun mit pornomüden Lesemuffeln und -muffelinnen? Man «bedient» sie mit Vertrautem. Mit Blicken ins gewöhnliche Leben von gewöhnlichen Menschen. Und zu diesen ganz gewöhnlichen Menschen gehörte eben auch Ramona mit ihrem Ehemann, dem zuhause vor lauter Eifersucht die Gedärme rotierten. Er wusste, was sie mit Ramona machten. Er hatte diesen Stream auch abonniert. Er hatte Dutzenden von Frauen dabei zugesehen, wie sie von einer freundlichen, warmen Frauenstimme interviewt wurden. «Wie alt bist Du denn?», «was sind Deine Hobbies?». «Kochst Du gerne?». «Wo warst Du noch nie?». Und dann, die deftigeren Fragen: «Hast Du einen Freund?». «Machst Du es Dir manchmal selbst?». «Wo denn?». «Wie denn?». «Benutzt Du Spielzeug?».
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