Davor ragt der große Schreibtisch längs in den Raum, hinter dem ihr Chefthront. An der Wand links steht ein mit Fachbüchern und Aktenordnern gut gefülltes Bücherregal, während vor den Fenstern eine Sitzecke angeordnet ist mit einem kleinen Tisch und drei Stühlen. In der vorderen linken Ecke steht neben der Eingangstür der Garderobenständer.
Nachdem Dörte auch den letzten Knopf aufgeknöpft hat, geht sie darauf zu, streift den Mantel von den Schultern und hängt ihn ordentlich auf einen Bügel. Sie schaut an sich herunter. Bis auf ihre Schuhe ist sie jetzt nackt und von dieser Gewissheit klopft ihr das Herz bis zum Hals.
Sie versucht mit Olav Blickkontakt aufzunehmen. Aber er hält seinen Blick weiter starr auf den Monitor gerichtet und verhält sich, als wäre er allein. Dörte erwägt, sich hinzusetzen, solange sie warten muss. Weil sie die hohen Absätze nicht gewohnt ist, fällt es ihr schwer, lange darauf zu stehen. Die Sitzecke ist allerdings direkt vor dem Fenster und bringt sie in besonderem Maße in Gefahr, von draußen gesehen zu werden. Außerdem hat Olav ihr keinen Platz angeboten. Sich eigenmächtig zu setzen, könnte er als ungehörig empfinden, zumal er ihr deutlich zu verstehen gegeben hat, dass sie zu warten hat, bis er etwas von seiner wertvollen Zeit erübrigen kann. Der Chef entscheidet, sie folgt. Das ist die unausgesprochene Basis einer Übereinkunft, die ihr neue, beglückende Erfahrungen beschert hat. Sie in Frage zu stellen, möchte Dörte nicht riskieren. Also verwirft sie den Gedanken und geht stattdessen zurück an ihren ursprünglichen Platz.
Zur Untätigkeit verurteilt, kreisen ihre Gedanken um ihre Nacktheit und ihr davon geprägtes Befinden. Wenn sie an die Fensterfront denkt, die praktisch alles preisgibt, was sich im Büro abspielt, wird ihr Angst und Bange. Das Bild, das sie abgeben, der Kontrast ihres nackten Körpers zu Olavs eleganter Erscheinung und dem sterilen Büroambiente, kommt ihr schrecklich obszön vor.
Geduldsprobe
Chef mailt nach Feierabend - Teil 2
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Geduldsprobe
Was bisher geschah: Dörte hat eine Nachricht von Olav bekommen, ihrem Lebensgefährten, den sie “Chef” nennt. Zu ihrer Freude findet Olav zunehmend Gefallen daran, sich Szenarien auszudenken, in denen sie ihre Neigung zur Unterordnung ausleben darf. Für den Abend hat er sie in sein Büro bestellt mit der Auflage, nur Mantel und High Heels zu tragen. Dörte überwindet ihre Skrupel, gehorcht und erreicht nach einigen Aufregungen Olavs Arbeitsplatz. Obwohl sie alle Instruktionen akkurat befolgt, empfängt Olav sie kühl. Statt sich mit ihr zu beschäftigen, widmet er sich seiner Arbeit.
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