Der Gefangene

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Der Gefangene

Der Gefangene

Yupag Chinasky

Es plätscherte laut und dann stank es, solch einen Gestank hatte er in seinem Urin noch nie gerochen. Danach war er zwar erleichtert, aber immer noch hilf- und ratlos. Er setzte sich wieder und lehnte sich an den Pfahl, dann schluchzte er erst einmal aus Wut und Hilflosigkeit. Das beruhigte ihn ein bisschen, und er begann, wieder nüchtern zu denken. Als Erstes ließ er die verdammte Situation noch einmal Revue passieren, angefangen von dem mühsamen Weg hoch zu dem Dorf, dann weiter zu dem Brunnen, dessen Wasser er nicht erreichen konnte, gefolgt von der Begegnung mit dieser Frau vor der Haustür. Seine Gedanken beschäftigten sich naturgemäß lange mit ihr, er war wütend auf sie, keine Frage, denn er war überzeugt, dass sie allein es war, die ihn in Schlaf versetzt und gefesselt hatte. Sie hatte ihn verführt und dann hereingelegt und hielt ihn nun wie einen Sklaven gefangen. Wo war das verdammte Miststück? Er würde sie grün und blau prügeln, wenn sie ihm in die Hände geriete, das schwor er sich. Als Nächstes grübelte er über die beiden Getränke nach mit ihrer höchst unterschiedlichen und höchst intensiven Wirkung. In dem ersten Bier, da war er sich absolut sicher, war ein unglaublich starkes, unglaublich rasch wirkendes Aphrodisiakum. Er hatte von Spanischen Fliegen gehört und von Pilzen, hier in dieser verdammten Gegend gab es sicher solche Mittel und diese Hexe kannte sie, da war er überzeugt. In dem Zweiten musste das reinste Barbiturat in hohen Mengen gewesen sein, eine solch intensive und lang anhaltende Wirkung eins Schlafmittels hatte er genauso wenig je erlebt. Aber auch die Wutphase ging vorüber, er wurde ruhiger und dachte wieder in geordneten Bahnen und nun kamen ihm auch die Kopfschmerzen und der Durst wieder mehr zum Bewusstsein, die er eine Zeit lang fast ignoriert hatte, hinzu kam noch Hunger, es musste eine Weile her sein, dass er zuletzt gegessen hatte und wer weiß, wie lange er hier schon ohne Bewusstsein gefangen war.

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